Lamm-Schmorfleisch mit Aprikosen, Gewürzen, Mandeln und Rosenwasser
Es gibt wohl kaum ein Gericht, das die kulinarischen Verführungen des Orients sosehr verkörpert wie Lammfleisch mit getrockneten Aprikosen – wobei nahezu alle Küchen im Triangel zwischen Marokko, Kasachstan und Nordindien ihre jeweils eigenen Rezepte kennen. In seinem Buch «Die Lust und ihr Preis» (S. 90) schreibt John Lanchester: «Lamm und Aprikosen gehören zu jenen Kombinationen, deren Beziehung nicht lediglich komplementärer Natur ist, sondern von einer höheren Schicksalhaftigkeit zu künden scheint – von einem Geschmack, den nur Gott erfunden haben kamt.» Wir stellen auf diesen Seiten bereits ein indisch geprägtes Rezept für Lamm mit Aprikosen vor – es handelt sich dabei sogar um eines der ersten HOIO-Rezepte überhaupt.
Das hier präsentierte Gericht aber schmeckt ganz anders und hat seinen Ursprung in Bagdad. 1226 verfasste Muhammad bin Hasan al-Baghdadi ein «Buch der Speisen», in dem sich auch eine Anleitung für die Zubereitung von Mishmishiya findet. Sie lautet wie folgt: «Cut fat meat small, put into the saucepan with a little salt, and cover with water. Boil and remove the scum. Cut up onions, wash, and throw in on top of the meat. Add seasonings, coriander, cumin, mastic, cinnamon, pepper and ginger, well ground. Take dry apricots, soak in hot water, then wash and put in a separate saucepan, and boil lightly: take out, wipe in the hands, and strain through a sieve. Take the juice, and add it to the saucepan to form a broth. Take sweet almonds, grind fine, moisten with a little apricot juice and throw in. Some color with a trifle of saffron. Spray the saucepan with a little rose water, wipe its sides with a clean rag, and leave to settle over the fire: then remove.»
All diese Zutaten müssen damals auf den Märkten Bagdads zur Verfügung gestanden haben und stammten wohl aus den verschiedensten Regionen des Abbasidischen Kalifats. Der Name des Gerichts leitet sich vom arabischen Wort für Aprikose ab: Mishmish. Wir haben uns möglichst eng an die Vorgaben von al-Baghdadi gehalten. Wir verwenden keine weiteren Zutaten – und lassen auch nur eine aus: Mastix. Zwar schweigt sich der Autor über die Mengenverhältnisse aus – aber die Beschreibung lässt doch einige Rückschlüsse zu. So ist zum Beispiel klar, dass das Fleisch nicht geschmort wird, sondern gekocht – daraus ergibt sich wiederum, dass das Resultat sehr reich an Sauce ist. Unsere Mishmishiya schmeckt nicht allzu süss, parfümiert und lieblich – das Fleisch ist natürlich butterzart. Wir servieren das Lamm mit Fladenbrot.
Einweichzeiten 60 und 10 Minuten
Kochzeit 100 Minuten
250 g getrocknete Aprikosen (eher säuerliche als allzu süsse)
3 EL Korianderfrüchte
2 TL Kreuzkümmel
1 Zimtstange (10 g)
1½ EL Schwarzer Pfeffer
2 TL getrockneter und gemahlener Ingwer
4 Lammhaxen in jeweils zwei Stücken (etwa 1.8 kg)
2 bis 3 TL Salz
3 EL Olivenöl
3 Zwiebeln (250 g), fein gehackt
Salz zum Abschmecken
40 g gehobelte Mandeln
400 mg Safranfäden, 10 Minuten in etwas warmem Wasser eingeweicht
1 EL Rosenwasser
First Publication: 9-7-2014
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