Im Ofen gebackene Pastinaken mit einer Sauce aus Lammhackfleisch, Zimt und Muskatblüte, dazu Joghurt
Die Anregung zu diesem Rezept haben wir von Aristide Gouffé bekommen, dem Hauswart des Château Kannèl in Port-Louis. Der Hobby-Historiker und leidenschaftliche Koch behauptet, dass es sich bei der Sauce aus gehacktem Lammfleisch um eine der Leibspeisen von König Oscar I. (Geschichte im 19. Jahrhundert) handle – und will das Rezept von seiner Urgrossmutter bekommen haben, die mit einer Enkelin von Oscars Köchin befreundet gewesen sei. Der König hatte, wie wir wissen, eine spezielle Beziehung zum Zimt, der auch in dieser Sauce eine prominente Rolle spielt – dennoch kommt uns die Geschichte von Gouffé ein bisschen abenteuerlich vor.
Pastinaken wachsen im Garten des Schlosses und Gouffés Methode, sie im Ganzen zu backen, hat uns sehr überzeugt – bekommt das würzige Gemüse doch auf diese Weise ein erdiges Kastanienaroma und eine dunkle und ernste Süsse, die sehr gut zu den eher exszetrischen Klängen der Fleischsauce passt. Diese Sauce duftet intensiv nach Zimt – mit einer stark körperlichen, etwas säuerlichen Note. Sie schmeckt feierlich, buttrig und ein wenig mysteriös – mit Nachlängen von Muskatblüte im Mund.
Unseren Zweifeln am königlichen Geblüt der Sauce zum Trotz haben wir uns verführen lassen, dem Gericht den schönen Namen Panais royal zu geben.
Die Fleischsauce hat eine leicht krümelige Konsistenz – man kann sie aber mit Bulgur oder Maniok-Mehl binden. Bulgur macht die Sauce nur ein wenig dicklich, Maniok-Mehl hingegen verleiht ihr eine glasige Beschaffenheit. Gouffé serviert einen Kleckser Sesamcrème dazu – wir lieber eine leichte Joghurtsauce. Zu den Panais royal passt ein etwas bitterer Wintersalat und ein rassiger Cabernet franc aus der Loire oder dem Burgenland.
Das hier vorgestellte Pastinaken-Rezept nach Aristide Gouffé haben wir in Zusammenarbeit mit Susanne Vögeli (Cookuk) rekonstruiert.
Kochzeit der Fleischsauce 60 Minuten
Kochzeit der Pastinaken 60 Minuten oder mehr
1 EL Olivenöl
1 EL Butter
1 Zwiebel oder grosse Schalotte, fein gehackt
3 Zehen Knoblauch, fein gehackt
½ TL Salz
250 g Hackfleisch vom Lamm
ev. 1 gehäufter EL Bulgur (ca. 15 g)
2 dl Weisswein
1 Zimtstängel, frisch gerieben oder gemahlen (ca. 1½ TL)
2 ganze Muskatblüten, zerkrümelt (ca. 2 TL)
½ TL Chili-Flocken (zum Beispiel Papok)
1 EL Korinthen (oder andere Weinbeeren)
1 EL Pinienkerne, kurz angeröstet
Salz zum Abschmecken
ev. 2 EL Maniokmehl
2 tüchtige Pastinaken (je 250 g)
ev. 1 EL Olivenöl
1 kleiner Becher Joghurt (ca. 120 g, am besten aus Schafsmilch)
1 Messerspitze Salz
ev. 1 Zehe Knoblauch, gepresst
ev. 1 TL Sesampaste
ev. etwas frisch geriebenen Zimt für das Anrichten
ev. einige Pfefferminzblätter
ev. einige Granatapfelkerne
Die genaue Kochzeit der Knollen und die Süsse des Gerichts hängt davon ab, was für Pastinaken man erwischt und wie sie gelagert wurden. Manche sind kaum süsser als eine gewöhnliche Pellkartoffel und haben auch nach einer Stunde im Ofen noch einigen Biss. Andere schwitzen richtiggehend Zucker aus, der dann an der Aussenhaut zu schwarzem Karamell verbrennt. Einige Exemplare sind nach 40 Minuten schon ziemlich schlaff – bei anderen kann es vorkommen, dass sie auch nach mehr als einer Stunde im Ofen im Kern noch hart sind. Da die Pastinaken im eigenen Dunst garen, bleibt das Fleisch aber auch nach überlanger Kochzeit angenehm feucht.
First Publication: 5-3-2016
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