Lammkutteln mit Chili, fermentiertem Tofu und Ginko-Samen
Kutteln vom Lamm sind in der Schweiz, wenn überhaupt, nur in halb oder gänzlich ungereinigtem Zustand zu bekommen. Man muss sie folglich eigenhändig putzen, was ziemlich aufwendig ist. Und selbst wenn man sie ganz akkurat gesäubert hat, bewahren sie doch ein Parfum, das man gut als «urchig» oder «urig» bezeichnen kann. Das hat auch damit zu tun, dass die Kutteln vom Lamm eine deutlich kürzere Kochzeit haben als der Rumen vom Rind. Für feintonige Rezept wie etwa die Kutteln in Milch mit Morcheln scheinen sie uns also weniger geeignet. Kräftige Gewürze indes gehen mit dem speziellen Parfum des Lämmer-Magens Verbindungen ein, die überraschend sind und manchmal geradezu erzählerisch.
Die Bergfeuer-Kutteln (⼭⽕⽉⼟ shān huǒ dǔ) aus dem Restaurant «Dàzú» in Port-Louis etwa kommen uns vor wie die aromatische Essenz eines bäuerlichen Marktes in den Bergen des südlichen China. Fast hören wir das Blöken der Schafe, die durch das Dorf getrieben werden. Fast sehen wir die farbigen Plastikplanen am Boden, auf denen Gemüse und Wurzeln ausgelegt sind. Und ganz bestimmt spüren wir beim Essen die Wärme der Sonne, die endlich durch den Morgennebel bricht und die feuchten Dächer der Hütten zum Dampfen bringt. Laut Adam Zhèng Píng, dem Wirt und Koch des «Dàzú», hat er die Bergfeuer-Kutteln aus einem Rezept für Schweinedarm entwickelt, das ihm ein Onkel gezeigt hat. Auf den Namen des Gerichts angesprochen, meint er: «Wahrscheinlich war das ursprünglich ein wirklich scharfes Essen, ein Berg aus Innereien, mit Unmengen züngelnder Chilis in Flammen gesetzt – ich denke, das Rezept hat seinen Ursprung in der Sichuan-Küche».
Man kann die Bergfeuer-Kutteln natürlich auch mit Rinderpansen zubereiten – dann schmecken sie etwas zahmer. Wir servieren zu den Kutteln frisch gedämpften Perfume-Reis.
Kochzeit gut 3 Stunden
400 g gereinigte und blanchierte Kutteln vom Lamm
2 EL Sichuanpfeffer
3 EL schwarze fermentierte Bohnen, 5 Minuten in heissem Wasser eingelegt, dann abgespült
1 TL Zucker
1 bis 2 frische rote Chilischoten, entkernt und fein gehackt
6 ganze getrocknete Chilis (4 g)
3 Anissterne, ganz (5 g)
1 EL schwarzer Pfeffer, im Mörser leicht angedrückt
40 g Ingwer, geputzt, in feinen Scheiben, mit dem Mörserstössel leicht gequetscht
2 Zwiebeln, fein gehackt
3 dl Shào Xing Reiswein (alternativ ein trockener Sherry)
1 dl Sojasauce
3 EL Chingkiang-Essig oder ein anderer Reisessig
2 gehäufte EL fermentierter Tofu (50 g)
30 g Shiitake-Pilze, 1 Stunde lang eingeweicht, dann in feine Scheiben geschnitten
2 gehäufte EL Chilibohnenpaste
50 g dünn geschnittener Rohschinken
100 g frische, geschälte Ginko-Samen (alternativ blanchiert Ware, die meist pasteurisiert und vakuumverpackt angeboten wird)
First Publication: 14-12-2014
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