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Samson Godet während einer Rede vor dem Parlament im Jahr 2008.
Vorrichtung aus verschiedenen Stangen für die Aufhängung eines Werbeschildes am Meer - ohne Schild.

Grusswort von Samson Godet

Werter Herr Direktor,
hochwürdige Frau Magister,
geschätztes HOIO-Team,
meine sehr verehrten Damen und Herren

Es ist mir eine Ehre, in diesem kostbaren Moment das Wort an sie zu richten, da unsere schöne Heimat sich in ihrem Spital präsentieren darf – in einem Spital, das sich in einer der wichtigsten Umbauphasen seiner Geschichte befindet, das sich neu definieren, das sich für die Zukunft mit ihren sich ständig verändernden Anforderungen neu erfinden muss. Kein einfacher Prozess, ganz bestimmt nicht.Und ich weiss, wovon ich spreche, war ich doch selbst in meiner Eigenschaft als Präsident der Republik von Santa Lemusa von 2008 bis 2010 Mitglied der Arbeitsgruppe «Santé», die ein neues Konzept für das Hôpital du Parc von Port-Louis auszuarbeiten hatte. Eine Aufgabe, die ebenso ernst wie auf ihre Weise schön war und schliesslich dazu führte, dass ich 2010 zum Präsidenten der Umbaukommission des Spitals ernannt wurde. In dieser Eigenschaft gelang es mir, verschiedene architektonische Massnahmen anzustossen, die eine erhebliche Verbesserung vor allem im Bereich der Logistik bewirkten – einfachere Zufahrtswege wurden geschaffen, ein zusätzlicher Bettentrakt wurde gebaut, ein neues Informationssystem für die Besucher wurde entworfen, die Behandlungszimmer und Operationssäle wurden renoviert sowie mit neuester Technik ausgestattet, und nicht zuletzt wurde die Küche erheblich vergrössert und modernisiert.

Natürlich war das Spital von Port-Louis nicht das einzige Gebäude, das ich während meiner Regierungszeit für die Zukunft ausrüsten durfte. Namentlich möchte ich an das Aquarium von Port-Louis erinnern, das während vieler Jahre ein ausserordentlich trauriges Bild am Quai des Voiliers abgab. In zähen Verhandlungen ist es mir gelungen, für diese verschüttete Schönheit ein neues Gewand zu erwirken, in dem nun auch ganz neue Inhalte präsentiert werden können. Es freut mich ganz besonders, dass ich Ihnen aus den Beständen dieses strahlenden Hauses ein ganz besonderes Tier für ihr Aquarium zur Verfügung stellen darf: ein Ambystoma lemusanum, ein seltener Lurch aus dem Lac du Boto, den wir wegen seiner amüsanten Körperform auf der Insel Guignolo nennen. Das Guignolo spielte vor allem in der Kultur der Kloi eine wichtige Rolle, die es – so viel wir heute wissen – gleichzeitig als eine Art Gottheit verehrten und als Delikatesse bei besonderen Anlässen verspeisten. Da heute schätzungsweise nur noch etwa 1200 Guignolos im Lac du Boto leben, steht das Guignolo natürlich unter Schutz – obwohl immer noch Rezepte kursieren. Ich fand auch eines im «Manuel de Cuisine», das André Baward 1928 herausbrachte – da heisst es auf Seite 212: «Envelopper chaque guignolo dans une feuille de vigne. Introduire à l'intérieur 1 grain de poivre et 1 baie de genièvre. Saler et faire rôtir, servir dans leur jus sur canapés.» Doch wie gesagt – der Verzehr ist heute verboten.

Als Präsident der Republik von Santa Lemusa ist es mir auch gelungen, namhaften Einfluss auf die Strassenbauprojekte der Insel zu nehmen. So wurde unter meiner Ägide eine Entlastungsstrasse zur N2bis gebaut und damit eine wesentlich Ursache für das regelmässige Verkehrschaos in der Gegend von Voltes aus der Welt geschafft. Ebenfalls konnte ich bewirken, dass die N1 südlich von Sentores neu terrassiert und verbreitert wurde – Teile der Strasse waren seit Jahren dabei, in die Sumpflandschaft abzusinken.

Man hat mir gelegentlich vorgeworfen, ich hätte «Mühe mit neuen Technologien» – einzig weil ich am 23. Juni 2011 für ein paar wenige Stunden das Mobilfunknetz unserer Insel abstellen liess. Dies war wegen dringender Wartungsarbeiten nötig [Anmerkung der Redaktion: Uns liegen da unterdessen etwas andere Informationen vor]. An dieser Stelle ist es mir wichtig zu betonen, dass ich immer ein Freund technischer Innovation war und in meiner Eigenschaft als Beirat der Universität von Santa Lemusa auch bewirken konnte, dass die neuen Medien im Rahmen unseres wichtigsten Bildungsinstitutes stärker berücksichtigt werden – und zwar, ich betone das, in allen Disziplinen, auch in den Geisteswissenschaften.

Dass ich nicht nur ein Freund der Tiere, sondern auch ein Freund der Kinder bin, das zu beweisen hatte ich in diesem Jahr die Gelegenheit als ich im Quartier Vapeur, einem sozial schwierigen Quartier unserer Hauptstadt, eine neue Kindertagesstädte einweihen durfte. In diversen und sehr persönlichen Gesprächen mit den Quartierbewohnern konnte ich überdies ein klares Bild ihrer Sorgen und Nöte gewinnen. Dies hat mich veranlasst… [Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle musste das Grusswort des Präsidenten anlässlich der Vernissage ein wenig gekürzt werden – und da wie stets das gesprochene Wort gilt, halten wir uns auch bei der Wiedergabe seiner Ansprache daran].

[…]

Zusammenfassend möchte ich sagen – und ich spreche hier explizit auch im Namen meiner Partei: Das waren gute Jahre für Santa Lemusa. In diesem Sinne sehe ich den Präsidentschaftswahlen von 2014 nicht nur mit Zuversicht entgegen – nein, ich freue mich geradezu darauf, dass ich mich dem Volk von Santa Lemusa dann für weitere sechs Jahre zur Verfügung stellen darf. In diesem Sinne entsende ich meine allerbesten Wünsche nach Zürich und hebe im Geiste mit Ihnen das Glas: «Akasun», wie die alten Kloi sich in solchem Momenten zuzurufen pflegten: «Akasun!»

 

First Publication: 27-6-2012

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