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Eine Barbera-Traube in einem Rebberg bei Castiglione Falletto, zwischen Alba und Montforte d'Alba. (Oktober 2013)

Barbera

Erstmals schriftlich erwähnt wird Barbera* 1798 von einem Conte Nuvolone Pergamo. Im 19. Jahrhundert wird die Traube oft als typisch für die Region um Asti beschrieben. Laut Robinson dürfte sie jedoch an einem anderen Ort ihren Ursprung haben: «A recent DNA study unexpectedly showed that Barbera bears little relation to the other grapes of Piemonte, which suggests that Barbera was probably introduced to the region relatively recently.» In den 1970er Jahren setzten die Weinbauern Italiens alles daran, einen wachsenden Markt mit billigen Weinen zu beliefern – dabei spielte die ertragreiche Barbera-Traube eine wichtige Rolle. In den Jahren 1985 und 1986 allerdings starben etwa dreissig Menschen nach dem Konsum von italienischen Weinen, hauptsächlich aus Barbera, die mit Methanol vergiftet waren. Das schädigte den Ruf der Traube sosehr, dass sich Barbera-Weine einige Jahre lang nur noch schwer verkaufen liessen. Heute wird deutlich weniger Barbera angepflanzt – trotzdem ist die Traube immer noch die verbreitetste Varietät im Piemont. Barbera wird indes nicht nur im Piemont angebaut, sondern auch in anderen Teilen Italiens (wo die Traube meist nicht sortenrein vinifiziert, sondern als Verschnittpartner verwendet wird). Ausserdem wächst Barbera in Kalifornien, Argentinien Mexiko, Australien, Brasilien, Griechenland, Israel, Rumänien, Slowenien, Uruguay und Südafrika.

Barbera ist eine Traube mit enormem Wuchs, weshalb sie stark zurück geschnitten werden muss. Sie wächst gut auf kargen Kalkböden oder Mergel und (mit reduziertem Ertrag) auch auf sandigen Böden. Sie reift eher spät, nach dem Dolcetto, aber vor dem Nebbiolo. Reif hat sie eine nachtblaue Farbe. Auch vollreif behält sie einen hohen Säureanteil.

Die berühmtesten Barbera-Produkte aus dem Piemont sind Barbera d'Asti DOCG, Barbera d'Alba DOC und Barbera di Monferrato DOC. Die besten Anbaugebiete liegen rund um Alba und Monforte d'Alba sowie in der Provinz Asti. Die Weinbauern aus Asti behaupten, der Barbera d'Asti erreiche grundsätzlich eine höhere Qualität weil die besten Lagen rund um Alba dem Nebbiolo vorbehalten würden.

Jancis Robinson schreibt über die Barbera-Weine aus dem Piemont: «Barbera has been taken more seriously in the last twenty or so years and is now made in a wide range of styles, from cheap, young, simple, tart and fruity to far more expensive, dense aked versions that benefit from ageing. This is partly due to the size and heterogeneity of the area but also to the divergent ambitions of the producers. The French wine consultant Émile Peynaud had suggested the use of oak in the 1970s but the first to experiment with this style was Giacomo Bologna with his pioneering Bricco dell’Uccellone. The use of new barriques – not to mention the more concentrated wines that tend to accompany this approach – certainly firms up the structure of such wines and adds extra body and spicy flavours but it is not universally admired and tends to significantly change the more traditional bright cherry flavours of the variety. The pure sweet fruit of the Barbera grape is arguably more apparent in less heavily oaked examples. – Most producers of great Barolo and Barbaresco in Piemonte are also able to produce fine Barbera so there is a host of possibilities, but some of those whose Barberas are obviously superior are Elio Altare, Domenico Clerico, Conterno-Fantino, Corregia and Scavino.»

* Die genauesten und ausführlichsten Angaben zur Barbera-Traube finden sich in dem kolossalen Werk «Wine Grapes» (Kapitel Barbera) von Jancis Robinson, auf das wir uns hier weitgehend beziehen.

Eigene Erfahrungen

In den Barbera-Weinen, die wir probiert haben, fanden wir Aromen von sauren oder süssen Kirschen, Himbeeren, Erdbeeren, Pflaumen, Zwetschgen – in unterschiedlichen Stadien der Reife oder der Verarbeitung. Wir fanden auch Spuren von Rosmarin, Salbei, Teer, Waldboden, alter Baumrinde, salziger Lakritze, verbranntem Kuchen und Schokolade. Zu den überraschenderen Düften gehört jener nach frisch gewaschener Haut, mitunter nach einem leichten Seifenwasser, dem wir sehr oft begegnet sind – vor allem wenn die Flaschen noch nicht stundenlang geöffnet waren. Ebenfalls stiessen wir in vielen Barberas auf eine ganz leichte Fäkalnote – auf eine Ahnung von Kinderwindel. Insgesamt fanden wir die Weine lebhaft, oft fruchtig und doch tief.

Oft liest man, Barbera sei ein guter Essensbegleiter und passe vorzüglich zu einer herzhaften italienischen Küche. Wir haben das mehrfach ausprobiert, sind aber zum Schluss gekommen, dass sich der Barbera mit vielen Speisen nicht verträgt – und oft nur noch seine saure Seite und eine banale Fruchtigkeit auszuspielen vermag.

Ein Barbera-Rebstock im Sortengarten der Hochschule Wädenswil auf der Halbinsel Au im Zürichsee. (Oktober 2013)
Auch vollreif behält die Barbera-Traube einen hohen Säureanteil. (Au, Oktober 2013)
Ein Blatt der Barbera-Rebe, herbstlich leicht eingefärbt. (Au, Oktober 2013)
Pralle Früchte – die Barbera-Traube reift spät, im Piemont wird sie nach dem Dolcetto, aber vor dem Nebbiolo gelesen.
Auch die Barbera-Traube hat helles Fleisch – trotzdem wirkt das Innere dunkel. (Zürich, Oktober 2013)

First Publication: 22-10-2013

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