Der Milchhai (Rhizoprionodon acutus, engl. milk shark, span. tiburón lechoso) gehört innerhalb der Familie der Requiemhaie (Carcharhinidae) zur Gattung der Scharfnasenhaie (Rhizoprionodon). Laut Fishbase ist er im Ostatlantik von Madeira bis Angola und im westlichen Indopazifik vom Roten Meer über Ostafrika bis nach Indonesien, nördlich bis Japan, südlich bis nach Australien verbreitet. Auch im Mittelmeer wurden schon einzelne Exemplare gefunden.
Der Milchhai ist ein eher kleiner Hai mit einer langen, schmalen Schnauze und einem breiten Maul mit kleinen Labialfalten. Er hat grosse Augen, die relativ weit oben am Kopf liegen. Er hat fünf Kiemenspalten und zwei Rückenflossen, wobei die erste deutlich grösser ist als die zweite – beide sind nicht auf ihrer ganzen Länge mit dem Körper verbunden. Die zweite Rückenflosse ist auch kleiner als die Afterflosse, die indes über ihre ganze Länge mit dem Körper verbunden ist. Die Schwanzflosse besteht aus einem kurzen unteren und einem längeren oberen Lappen mit markanten Endlappen.
Der Milchhai lebt küstennah in flachen Wassern, etwa über Sandstränden oder in Flussmündungen und ernährt sich von kleineren Fischen, Tintenfischen, Krebsen und Schnecken. Der Hai gebiert seine Jungen lebend und bildet hierfür eine sogenannte Dottersack-Plazenta aus. Pro Wurf kommen durchschnittlich zwei bis fünf Jungtiere von ziemlicher Grösse zur Welt.
Der Name Milch-Hai geht offenbar auf eine in Indien verbreitet Vorstellung zurück, dass der Verzehr des Fleisches dieses Tieres die Milch-Produktion bei Müttern anregen soll. Die moderne Medizin rät Müttern allerdings auch in Indien zum Verzicht auf das Fleisch grosser Fische, da es meist mehr Quecksilber und andere Stoffe enthält, welche die Muttermilch nicht eben verbessern.
Im Unterschied zu anderen Haien gilt der Milchhai als nicht bedroht. Der Fisch kommt frisch, getrocknet oder gesalzen auf den Markt und wird auch zu Fischmehl verarbeitet. Das Tier hat eine grosse Bauchhöhle uns ist also leicht auszunehmen und ebenso einfach in Stücke zu schneiden. Etwas mehr Mühe macht die raue und ledrige Haut, die sich nur mit einiger Kraft und dem Einsatz eines scharfen Messers vom Fleisch ziehen lässt. Je nach Zubereitung kann man die Haut auch zunächst dranlassen – etwa wenn man die Stücke auf den Grill legen will. Gegrillt oder gebraten kann man die Haut zur Not auch mitessen.
Das Steak des Milchhais hat eine hellrosa Farbe, die beim Kochen schneeweiss wird. Es fehlen die dunkleren Stellen (Blutnetze oder «Wundernetze»), die man im Fleisch grösserer Haie findet. Das Fleisch ist auch gekocht relativ fest und je nach Zubereitung eher trocken. Es hat nicht sehr viel Eigengeschmack, aber eine angenehm fleischige Textur. Vielerorts werden Haifischsteaks einfach auf den Grill gelegt – für unser Empfinden wird das Fleisch dabei allerdings sehr schnell trocken. Weit besser gefällt uns der Hai in einer würzigen Sauce. Im Indischen Bundesstaat Goa gibt es ein traditionelles Hai-Rezept, das auf Konkani, dem lokalen Dialekt des Marathi, Pilo ambot tik heisst. Pilo bedeutet offenbar «Haifisch», ambot «sauer» und tik «scharf». Bei diesem Rezept werden Haifisch-Stücke in einer würzig-scharfen, mit Tamarinde gesäuerten Sauce gegart, die dann mit viel gedünstetem Reis gegessen wird (so wird der Milchhai auch in der Kombüse der «PS Narina» zubereitet).
First Publication: 8-4-2013
Modifications: