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Peking, 6. Ringstrasse Ost

Szene 4

«Wrigleys» gehörte zu dem Vokabular jener Sprache, die Maille das Weltidiom der Markenprodukte nannte. Wo man auf dieser Welt mit Französisch, Englisch oder Spanisch nicht weiterkam, half diese Weltsprache der Brands, wenigstens die passende Atmosphäre zu erzeugen, den richtigen Gedankenraum zu öffnen – so stand «Cola» für Durst, «Nike» für Sport auf sauberen Strassen, «Mercedes» für Politik, «BMW» für eher anrüchige Geschäfte, «Sony» für Party, «Starbucks» für einen Ort, wo man sitzen kann und «Mc Donalds» («Mai Dong Lao») für saubere Toiletten. Das Idiom war nützlich – auch wenn Maître Seugrem, Mailles alter Schulfreund und Lieblingsmetzger, es stets verächtlich das «Esperanto der «Mars»-Fresser» nannte und, während er die Augen verdrehte und mit einer Lammkeule einen grossen Kreis in die Luft seiner Metzgerei malte, «the return of the Mind-‹Snickers›» prophezeite.

Sie fuhren erst nach Osten, dann nach Norden und schliesslich nach Nordwesten – hinaus aus der Stadt in Richtung Juyong-Pass. Wenige Minuten nachdem sie einen feinsäuberlich restaurierten Abschnitt der chinesischen Mauer passiert hatten, bog Zhang von der Strasse ab, fuhr durch ein grünes Tal und dann einen Abhang hoch. Der Wagen hielt bei einem eleganten Bungalow, neben dem ein Fusspfad tiefer in den Wald hinein führte. «Ni Ko Ne», teilte Maille seinem Fahrer mit – um anzudeuten, dass dies nur ein Fotohalt sei. «Ka No Ne», gab der augenzwinkernd zurück, wollte aber trotzdem bereits sein Geld für die Fahrt.