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Im Bus von Poipet nach Siem Reap

Szene 2

Im «Jadin» hatte er zum ersten Mal «Holiday In Cambodia» von den Dead Kennedys gehört – ein unglaublich verzerrtes, wie im Fieberwahn hingeröcheltes Stück. Seither summte die Melodie in seinem Kopf nach – zusammen mit der intriganten Verbindung der Worte «Holiday» und «Cambodia», die eingedenk der punkalischen Sachlage natürlich nur abgründig ironisch gemeint sein konnte. «Pol Pot, Pol Pot», gegen Ende des Stückes skandiert als werde es von einer Menschenmasse gebrüllt – es hatte ihm immer schon eine Gänsehaut beschert. Natürlich hatte Maille auch von den Massenmorden und Minen gehört, von Hunger, Drogengeschäften und Prostitution. Auf unpassende Weise aber blieb «Kambodscha» stimmungsgeographisch immer eng mit dem «Jadin» verbunden und also mit einer Zeit, in der das Leben auf fast unverschämte Weise alle Möglichkeiten offen hielt – wobei allerdings auch alle etwa gleich weit entfernt waren, unerreichbar.

Auch jetzt, in einem Bus, der sich über eine Strasse quälte, die der letzte Monsun eigentlich fast vollständig in die Reisfelder hinaus gewaschen hatte, schlugen seine Gedanken einen ziemlich inadäquaten Bogen zurück zu jenen Tagen. Doch wenigstens passte das zum Belag, der streckenweise deutlich mehr aus Imagination denn aus Teer bestand. Zweifellos gab es schnellere und bequemere Wege in den Dschungel von Angkor.