Szene 3

21.45: Senpuav, «Maison Lara»

Es war schon spät als Odette Sissay das Dörfchen Senpuav erreichte und in den meisten Häusern waren die Lichter aus. Auch die kleine Villa von Hektor Maille lag im Dunkeln. Nur wer genau hinsah, der konnte einen feinen Schimmer erkennen, der aus einem der kleinen Kellerfenster in den Gemüsegarten kroch und die Kohlköpfe und Kürbisse dort in ein gespenstiges Licht tauchte, als würden sie aus der Erde heraus angestrahlt. Odette fuhr durch das Gartentor auf den Parkplatz und hielt den Motor an, der mit einem leichten Glucksen seine Bewegungen auslaufen liess, noch ein paar Sekunden sirrte wie ein überspannter Bogen und dann ganz verstummte.

Sie packte das Schraubglas mit der türkischen Kuttelsuppe und stieg aus dem Wagen. Der Rasen war leicht feucht und so traten Odettes Füsse mit jedem Schritt eine kleine, silbern glitzernde Wolke aus Wassertropfen los, die sich dann wie ein kühlender Dunst an ihre Beine legte. Sie genoss jeden Schritt. Und der Liebe Gott verpasste die Gelegenheit, eine kleine Giftschlange ins Gras zu legen, dank der die Geschichte schliesslich doch noch ein gutes Ende hätte nehmen können.

Also gelangte Odette unbeschadet in die Küche, stellte die Kuttelsuppe in die Mikrowelle, goss sie dann in eine Schüssel, legte ein Stück Brot obendrauf, schloss die Kellertüre auf und stieg hinab: «Na, wie geht es denn Väterchen Koslow?»

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