Szene 12

Es war Freitagabend und während er die Banknote von Aral zwischen der Steinen suchte, strömten immer mehr Männer auf den Platz vor der Mauer und begannen dort zu lesen, zu beten, zu singen, zu klatschen, zu tanzen. Die meisten trugen schwarze Anzüge, grosse Hüte oder ausladende Pelzmützen, die cremefarbenen Zipfel ihrer Schaufäden schlugen ihnen um die Hüften und sie waren immer wieder damit beschäftigt, sich die Schläfenlocken hinter die Ohren zu wickeln. Auch Yeshiva-Studenten in weissen Hemden sah man und Soldaten in braunen Uniformen, das Sturmgewehr unter dem Arm.

Immer mehr Leute betraten den Platz und es war ihm als würden sie wie Wasser über die steinernen, von den vielen Füssen und der Zeit glänzend polierten Stufen der Altstadt, dieses unendlichen Bazars, zur grossem Mauer hinunter geschwemmt. Alle gingen schnell als seien sie in Eile und alle hatten sie etwas Erwartungsvolles, fast Ungeduldiges im Gesicht – als stünde ihnen nicht bloss eine Art Gottesdienst bevor, sondern etwas, das sie persönlich viel mehr betraf, so etwas wie ihr eigenes Geburtstagsfest.

Und dann, während die Juden auf dem Platz sangen und tanzten, während sie eines der wichtigsten Rituale ihrer religiösen Woche begingen, plärrten die Lautsprecher naher Minarette los, riefen die Muezzine zum Gebet. Ja und ihm war als mischten sich in den heiligen Lärm nun auch noch der dunkle Klang schwerer Glocken und das schüttere Singsang kleiner Pilgerchöre ein.

Dann fand er die Banknote: «Erlebe 24 Spielfilme in der Neuen Welt», stand darauf geschrieben. Und plötzlich wusste Maille, dass er doch nicht dazu gehörte. Das Sprechen aber würde künftig ein anderes sein.

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