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Der politische Alltag auf Santa Lemusa ist auch heute geprägt von der Suche nach eigenen Identitäten zwischen Atlantik und karibischer See.
Spuren von uralten Plakaten auf einer Mauer.

2008: Wahlkampf

 

Der Kampf um die Nachfolge des seit 1996 amtierenden Staatspräsidenten Lucien Trebeau (MoDeL – siehe Parteien) beginnt schon im Herbst 2007 und wird von Beginn an sehr polemisch geführt. Da sich MoDeL in Ermangelung eines geeigneten Kandidaten eher zurückhält, läuft die Sache mehr und mehr auf einen Zweikampf zwischen Samson Godet (PS) und Arthur Isocras (MRL) hinaus. Wobei Isocras spätestens ab Januar 2008 zu einer Strategie übergeht, die auch vor persönlichen Angriffen nicht halt macht. Godet stammt aus einer deutschsprachigen Familie und absolvierte auch einen Teil seiner Ausbildung in Deutschland - Isorcas versucht ihn deshalb als «Président boche» zu diffamieren und macht sich wiederholt über den deutschen Akzent von Godet lustig: «Wie soll jemand die Wünsche des Volkes verstehen, der seine Sprache nicht richtig spricht?». Ausserdem setzt die MRL als Gerücht in die Welt, Samson Godet sei mit der gleichnamigen französischen Cognac-Firma verwandt - und diffamiert ihn mit Bezeichnungen wie «Président Liqueur» oder «Président Cognac». Politisch tritt Isocras für einen schärferen Kampf gegen die illegale oder, wie er es nennt «pseudolegale» Immigration ein. Ausserdem fordert er eine Verschärfung der Strafgesetze – unter anderem ein Versammlungsverbot «mit Ausnahmeregelung» sowie eine Herabsetzung der Strafmündigkeit auf das Alter von 12 Jahren. Als abschreckendes Beispiel nennt er immer wieder Frankreich: «Die kriminelle, vom internationalen Verbrechertum hochgetriebene Welle, die Frankreichs echte Bürger seit Jahren schon Nacht für Nacht aus dem Schlaf spült, sie wird an den Ufern unser Insel zerschellen.»

Auf Sachlichkeit bedacht

Samson Godet lässt sich von den persönlichen Angriffen seines Gegners nicht provozieren. Betont auf Sachlichkeit bedacht vertritt er sein Programm. Hauptsächlich verspricht er eine Konsolidierung der Sozialversorgung sowie die längst fällige Neuformulierung der Agrar- und Umweltgesetze. Ausserdem kündigt er einen Ausbau der internationalen Zusammenarbeit an und stellt in Aussicht, dass seine Regierung einen Beitritt von Santa Lemusa zur Europäischen Union «ernsthaft prüfen» und «möglichst bald» in entsprechende Vorverhandlungen eintreten werde. Zu Beginn wird der Wahlkampf von den heftigen Reden und Inszenierungen von Arthur Isocras dominiert und man gibt ihm allgemein die besseren Chancen im Kampf um die Nachfolge von Lucien Trebeau – zumal Godet bei seinen öffentlichen Auftritten eher verhalten und in seinen spontanen Statements oft etwas unsicher oder zumindest schwer verständlich wirkt. Zwar hat Godet weit über die Kreise seiner Partei hinaus einen guten Ruf, den er sich nicht zuletzt auch in seiner Rolle als Bürgermeister von Port-Louis erworben hat. Isocras aber hat es durch sorgfältige Vorarbeit geschafft, die Wähler davon zu überzeugen, dass seine Regierung eine wesentliche Senkung der Steuern würde bewirken können – ein Argument, dass oft schwerer wiegt als politische Überzeugungen.

Überraschende Wende

Die Wende kommt am 1. März 2008. Zur Überraschung aller Beobachter geht eine Fraktion der MRL offiziell auf Distanz zu der Art und Weise, wie ihr Präsidentschaftskandidat und seine Berater ihren Wahlgang führen. Es kommt zu einem Eklat innerhalb der MRL, zu heftigsten Debatten und zahlreichen Parteiaustritten. Zwar kann das Auseinanderbrechen der MRL knapp verhindert werden - die Kandidatur von Arthur Isocras aber wird nun nur noch von einer Minderheit der Partei getragen. Als Reaktion darauf tritt Isocras aus der MRL aus und empfiehlt sich den Wählern nun als der «einzige wirklich freie und unabhängige Politiker» der Insel. In seinen öffentlichen Auftritten tendiert er neu dazu, sich selbst als ein Opfer parteiinterner Machenschaften darzustellen - ein strategischer Wechsel vom starken Mann zum armen Märtyrer, der viele seiner Wähler verunsichert.

Deutlicher Sieg von Godet

Diese Verunsicherung schlägt sich dann am 16. März in der mit 76 % für Präsidentschaftswahlen auf Santa Lemusa ausserordentlich tiefen Wahlbeteiligung nieder. Wahlexperten nehmen an, dass viele der irritierten Anhänger von Isocras auf einen Gang zur Urne verzichteten. Aus diesem Grund kann Samson Godet mit 54.5 % aller Stimmen einen deutlichen Sieg erringen. Isocras muss sich mit mageren 31.2 % abfinden. Dass Nebenkandidaten, von denen im Verlauf des Wahlkampfs kaum je die Rede war, doch immerhin noch 14.3 % der Stimmen für sich gewinnen können, dürfte wohl ebenfalls auf die grosse Verunsicherung der Isocras-Wähler zurückzuführen sein.

Eines der zahlreichen kleinen Videos, die im Verlauf des Wahlkampfs auf dem Internet kursierten - oder auch via Fernsehen ausgestrahlt wurden. In diesem Fall ein Werbespot für die PS und ihren Kandidaten Samson Godet.

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