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Eines der Gebäude des «Seneca»-Komplexes an der Rue Hanoi – in einer Aufnahme aus den 1950er Jahren.

Atelier «Seneca»

Das Atelier Seneca ist in einer Reihe kleiner Häuser an der Rue Hanoi (auf Karte anzeigen) eingerichtet, die einst Teil eines grösseren Schulkomplexes waren. Es besteht aus sehr unterschiedlichen Räumen, zu denen auch eine Schulküche, ein altes Klassenzimmer und eine Mini-Aula zählen – ausserdem gehören verschiedene kleine Gärten und Höfe dazu. Hanna Drück, die Chefin des Ateliers, hat die Anlage von ihrer Grossmutter geerbt, deren Vater – ein Altphilologe und Botaniker – hier eine private Lehrinstitution betrieb. Sie hat einige Bereiche für ihre Bedürfnisse umgebaut, andere aber im Originalzustand belassen. Seinen Namen hat das Fotostudio wegen einer Büste des Philosophen, die in einem der Höfe steht – eine Plastik aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Die Fotografin und Fotografie-Historikerin Hanna Drück ist eine begeisterte Sammlerin alter fotografischer Apparaturen und hat sogar ein kleines Museum eingerichtet, in dem sie einige Besonderheiten ihrer Kollektion präsentiert. Sie besitzt auch die Einrichtungen ganzer Studios aus der Zeit um 1900 – mitsamt der gemalten Kulissen, vor denen man sich damals gerne fotografieren liess. Viele dieser alten Apparate sind indes für Drück nicht nur Museumsstücke, wann immer machbar fotografiert sie auch damit. Das ist nur möglich weil sie vor Jahren die ganze Konkursmasse eines Fotogeschäftes übernehmen konnte – «Rollfilme, Kassetten und Chemikalien zu Hauff, mit denen ich zwar nicht all meine Apparate revitalisieren kann, einige aber schon.» Für Drück ist das mehr als Nostalgie: «Jede Kamera wirft ihren ganz eigenen Blick auf die Welt – und verfügt über eine eigene Sprache, mit der sie das Sichtbare zur Darstellung bringt.»

Die zweite grosse Sammelleidenschaft von Hanna Drück gilt historischen Kleidern – von der napoleonischen Uniform über Jugendstil-Röcke bis zum Glitzergewand der siebziger Jahre reicht das Spektrum. Ihre Liebe gilt jedoch nicht nur den auffälligen Stücken, sondern ebenso den ganz gewöhnlichen Alltagskleidern: «Ich finde es faszinierend, zu sehen, was meine Urgrossmutter trug wenn sie einen Wochenendausflug unternahm – oder in was für Kleidern ihr Grossvater vor seine Studenten trat.» Die Kollektion Drück ist stadtbekannt und es ist sehr populär, sich in historischen Kleidern und manchmal gar vor gemalten Kulissen ablichten zu lassen. «Neben meiner gewöhnlichen Arbeit als Fotografin werden diese Inszenierungen immer wichtiger. Ich glaube, dass dies für die Leute mehr ist als nur ein Jux – es geht um das Material, um das stoffliche Erfahren, um ein Spielen mit der biographischen Identität.»

2014 hat das Atelier «Seneca» im Auftrag der HOIO Redaktion sämtliche Redaktions-Mitglieder in Kostümen ihrer Wahl fotografiert –mit Hilfe historische Apparaturen.

Der Namensgeber des Ateliers: Büste des römischen Stoikers Seneca.
Im Foto-Museum von Hanna Drück begegnet man zum Beispiel der Vest Pocket Kodak – einer faltbaren und verhältnismässig leichten Kamera, die 1912 herauskam und das Fotografieren deutlicher mobiler machte.
Zu den Kuriositäten in der Sammlung zählt diese in einer Krawatte versteckte Kamera, die Edmond Block 1890 erfand.

First Publication: 30-10-2014

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