Christoph Columbus (1451-1506) ist ein aus Genua stammender Seefahrer im Dienst der spanischen Krone. Auf der Suche nach einem westlichen Seeweg von Europa nach Indien gelangt er am 12. Oktober 1492 in die Karibik. Der Begriff Indien beschreibt im Europa jener Tage ganz Süd- und Ostasien. Zwar wähnt sich Columbus nicht in Indien, wie oft behauptet wird, jedoch immerhin in einer Art «Hinterindien», dessen Entdeckung er beansprucht.
Im späten Mittelalter beziehen die Europäer aus Indien und China wertvolle Güter wie Seide oder Gewürze - gewöhnlich auf dem Landweg, mehr oder weniger entlang der berühmten Seidenstrasse. Mitte des 14. Jahrhunderts allerdings dringen die Osmanen in die Levante vor und das Byzantinische Reich zerfällt. Der Landweg nach Indien ist damit zu, die Preise für Importgüter aus dem Osten schnellen in die Höhe. Zwar suchen die Portugiesen auf Veranlassung von Heinrich dem Seefahrer schon seit geraumer Zeit einen Seeweg nach Indien, der um den afrikanischen Kontinent herumführen soll, doch bisher ohne Erfolg.
Die von Columbus ausgeheckte Idee einer Westroute nach Indien geht auf Aristoteles zurück, der behauptet hatte, man könne von den Säulen des Herakles (Gibraltar) aus in wenigen Tagen nach Asien segeln. Aristoteles Theorie wird unter anderem von Pierre d’Ailly (1350-1420) unterstützt und in dessen «Imago Mundi» wiedergegeben, die Columbus besitzt. – Dass die Erde eine Kugel ist, wird seit der Antike allgemein akzeptiert (die Kirche wehrt sich lediglich gegen die Idee, dass die Sonne und nicht die Erde das Zentrum des Kosmos sein soll). Es existieren jedoch sehr verschiedene Auffassungen bezüglich der ost-westlichen Ausdehnung der eurasischen Landmasse. Seit Ptolemäus nimmt man an, dass Eurasien etwa die Hälfte der Erdbreite einnimmt, deren andere Hälfte noch unbekannt ist. Auf Basis der Berechungen von Pierre d’Ailly geht Columbus von einem wesentlich grösseren Eurasien aus, das in ost-westlicher Richtung 225° abdeckt. Aufgrund dieser Annahme berechnet Columbus zwischen den kanarischen Inseln und Japan einen Abstand von 4500 Kilometern. Tatsächlich aber beträgt die Breite Eurasiens nur 130° – und die Distanz nach Japan fast 20'000 Kilometer. Aufgrund seiner Berechnungen musste Columbus die Inseln der Karibik für Vorboten des Indischen Festlandes halten.
Im Auftrag der spanischen Krone, die er nach etlichen Anläufen schliesslich für sein Vorhaben gewinnen kann, unternimmt Columbus zwischen 1492 und 1504 vier Entdeckungsreisen in die Neue Welt. Seine Erlebnisse hält er in einem Bordbuch fest, das jedoch nur noch in der teilweisen Abschrift von Bartolomé de las Casas existiert.
Kolumbus sticht am 3. August 1492 mit seinem Flaggschiff Santa Maria sowie den Karavellen Niña und Pinta von Huelva aus in See. Nach einigen Strapazen erreichen die Schiffe am 12. Oktober 1492 die Neue Welt. Kolumbus geht auf einer Insel der Bahamas an Land, die von den Einheimischen Guanahani genannt wird. Er gibt ihr den Namen San Salvador. Auf der Weiterfahrt entdeckt er auch Kuba und Hispaniola (heute Haiti und Dominikanische Republik). Am 16. Januar 1493 macht er sich auf den Weg zurück nach Europa.
Am 25. September bricht Columbus von Cádiz aus mit 17 Schiffen zu seiner zweiten Reise auf. Die Flotte entdeckt Dominica und landet auf Guadeloupe, Montserrat, Antigua und Nevis.
Am 30. Mai 1498 bricht Columbus zu seiner dritten Reise auf und schlägt einen südlicheren Kurs ein als auf seinen ersten Fahrten. Er segelte an den Kapverden vorbei und dann westwärts über den Atlantik, entdeckt Trinidad, Tobago und sichtet mit der Mündung des Orinocco den südamerikanischen Kontinent. – In der Zwischenzeit hat Vasco da Gama 1499 für die Portugiesen eine Südroute um den Kontinent Afrika herum gefunden – und damit einen wirklichen Seeweg nach Indien entdeckt.
Am 9. (oder 11.) Mai 1502 bricht Columbus mit einer Flotte von vier Schiffen zu seiner vierten Reise auf. Er erkundet die Küste zwischen Honduras und Kolumbien. Am 14. August 1502 betritt er bei Kap Honduras erstmals amerikanisches Festland.
Die Reisen von Christoph Columbus zahlen sich wirtschaftlich für seine Auftraggeber zunächst nicht wirklich aus - zudem sind die materiellen Verluste auf allen Fahrten sehr hoch. Columbus Status als Held ist nach seiner letzten Reise also ziemlich in Frage gestellt. Seine letzten Jahre verbringt er zurückgezogen und von der Gesellschaft kaum beachtet. Am 20. Mai 1506 stirbt er in Valladolid und wird in der Kathedrale von Sevilla beigesetzt.
First Publication: 4-2007
Modifications: 23-2-2009, 30-9-2011