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Neben Schriften sind von Lucien Blagbelle auch wissenschaftliche Aquarelle überliefert.
Aquarell: Anatomie einer Riesenflügelschnecke (Detail).

Lucien Blagbelle

Lucien Blagbelle kam am 11. Januar 1803 in Sentores zur Welt und starb 1903 in Port-Louis. Er studierte in Aix en Provence und Paris Medizin sowie Theologie und praktizierte während der Julimonarchie einige Jahre in Paris (1833 oder 1834 bis 1837) – als Assistent des Leibarztes von Louis-Philippe. Den grössten Teil seines Lebens aber brachte er auf Santa Lemusa zu. Blagbelle war ein wahrer Universalgelehrter alten Schlages: Mediziner und Pharmazeut, Philosoph, Theologe und Botaniker. Neben der Medizin und in Verbindung mit ihr galt sein grösstes Interesse den Geheimnissen der Ernährung, der Küche und des Essens. Unermüdlich suchte er da nach Verbindungen und Zusammenhängen, Erklärungen und Gründen. Er verfasste eine ganze Reihe von Traktaten und Abhandlungen. Sieht man von «La fiction à table» ab, so blieben die meisten seiner Texte allerdings unpubliziert; einige haben sich indes als Handschriften in den Archiven des Couvent Saint François von Santa Lemusa erhalten. 

Diät und Diktion

In «La fiction à table» (publiziert 1853 bei Maisonneuve & Duprat) untersucht Lucien Blagbelle die Zusammenhänge zwischen Sprache und Ernährung, Denken und Geschmack, zwischen den Reaktionen des Geistes und der Zunge, Suggestion und Digestion.

Die Anatomie der Riesenflügelschneckevon Strombus gigas. Zeichnung aus den Notizen von Lucien Blagbelle, um 1854. (Bild Bibliothèque et Archives Nationales, Santa Lemusa)
Aquarell: Anatomie einer Riesenflügelschnecke.

Über die Grenzen der Karibik hinaus berühmt geworden ist Blagbelle vor allem mit seiner sogenannten «Inversions-Kur», von der kürzlich sogar eine Schweizer Zeitung berichtet hat (wobei Blagbelle allerdings fälschlicherweise als Franzose bezeichnet wurde). Am 1. April 2003 wurde diese Kur in der «Neuen Zürcher Zeitung» (S. 57) wie folgt beschrieben: «Patienten, die eine unerklärliche Abneigung gegen einzelne Speisen haben, empfahl der französische Arzt und Gastrosoph Lucien Blagbelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine sogenannte ‹Inversionskur› – eine Art Schocktherapie: Wer etwa keine Muscheln mag, der soll auf Anraten von Blagbelle diese Abneigung gerade durch den Verzehr von Muscheln überwinden - nicht mit einer einzelnen Auster, sondern mit einer ganzen Armada davon soll das Wunder dieser kulinarischen Umstellung bewerkstelligt werden».

Eine Sacula-Frau nach erfolgreicher Jagd auf eine Riesenflügelschnecke, gezeichnet und aquarelliert um 1854 wahrscheinlich von Lucien Blagbelle. (Bild Bibliothèque et Archives Nationales, Santa Lemusa)
Aquarell: Eine Frau im Lendenschurz stemmt eine Riesenflügelschnecke in die Luft.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts untersuchte Lucien Blagbelle (1803-1903) auch die kulinarischen Angewohnheiten der Sacula. Ihm verdanken wir die meisten Informationen über diese letzten Indianer von Santa Lemusa (mehr dazu hier).

Aquarell: Eine Frau stemmt eine Riesenflügelschnecke in die Luft (Detail).

Siehe auch

First Publication: 5-2004

Modifications: 23-2-2009, 30-9-2011