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Ein durcheinander geratenes Ornament: Milzschnittensuppe im Hotel «Post» in Glurns. (3. Oktober 2015)

Milzschnittensuppe in Glurns

Brühe mit gebackenen Weissbrot-Milz-Scheiben – ein Erlebnis zu Peter Polters Episoda 151003 National Park Spöl Valley

Nebst allerlei solider Kost aus dem Südtirol und Italien findet man auf der Karte des ehrwürdigen Hotels «Post» in Glurns auch ein Gericht, wie es heute nicht oft angeboten wird: eine Milzschnittensuppe. Die Speise sieht ungewöhnlich aus: ein Teller voller beige-dunkelbraun-beige gestreifter Schnittchen – man glaubt ein durcheinander geratenes Ornament vor sich zu haben.

Die Suppe verströmt einen feucht-würzigen, leicht exotischen Duft – wir glauben Zimt und Nelken auszumachen. Die Schnittchen haben die Brühe in sich aufgesogen und also ist nur noch wenig Flüssigkeit im Teller übrig. Die feinen Stückchen sind aufgeweicht und halten gerade noch zusammen – eine ungewöhnliche, zugleich schlabberige und zarte Konsistenz. Das Aroma erinnert an Siedfleisch, Markknochen oder Blutwurst. Es hat etwas Feierliches und etwas Altmodisches zugleich.

Die Wirtin, eine ältere Blondine, die sich mit einer charmanten Selbstverständlichkeit durch die Speisesäle bewegt, erklärt uns, dass man für dieses Gericht erst die Rinder-Milz aus der Haut streiche und dann mit Majoran, Pfeffer und anderen Spezien würze. Diese Paste werde dann zwischen zwei Scheiben Weissbrot (oft Toastbrot) gestrichen, im Ofen gebacken, fein aufgeschnitten und in eine einfache Brühe gegeben. Früher habe man diese Milz-‹Sandwiches› nicht im Ofen gebacken, sondern im Öl frittiert, das habe noch besser geschmeckt. Sie erklärt auch, dass diese Spezialität aus dem Südtirol früher eine sogenannte «Hochzeitsuppe» gewesen sei – auch bei ihrer eigenen Ehe-Schliessung sei sie noch mit völliger Selbstverständlichkeit aufgetischt worden.

Das Hotel «Post» soll aus dem 13. Jahrhundert stammen: Blick in die Eingangshalle des Hauses.

First Publication: 6-10-2015

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