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Alsace Riesling Muré Côte de Rouffach 2012

Von aussen unbewegt riecht der Wein nach Stein und Mandarinenschale. Mit der Bewegung treten eher mineralische Noten in den Vordergrund, ein frisch abgefeuertes Gewehr. Im Mund ist der Riesling feinsäuerlich mit wenig Süsse, leicht adstringierend. Er hinterlässt ein Gefühl von Trockenheit an den Schleimhäuten. Von innen riecht er nach Melone, Pfirsich und Zitrone, doch die Aromen verhuschen schnell und zurück bleibt nur zitronige Säure. Auch eine Ahnung von Limette ist da – Ceviche kommt mir in den Sinn.

Die eher unpassende Fischassoziation erstaunt mich nicht – denn alles hat mich heute an den Traum dieser Nacht erinnert: die rötlich-rostigen Steine, die Wasserpfützen am Rande des Wegs, sogar der Aletschgletscher selbst hatte für mein Auge die Form eines mächtigen Karpfens. Ein riesiger, fahl orange beschuppter Fisch war der Protagonist meines Schlafes – er schwamm in einer eisigen Pfütze auf der Strasse vor einem vietnamesischen Lebensmittelladen, wurde geschlachtet, ausgeweidet und dann in Stücken verkauft. Auch ich erstand eine Portion seines rosigen Fleisches, zusammen mit ein paar Zweiglein Dill – ich wollte mehr wissen über das Tier, den Name des Fisches aber konnte mir der Händler nur auf Vietnamesisch sagen.

Wohl hatte ich deshalb den ganzen lang das Gefühl, ich müsse heute noch etwas herausfinden, etwas lösen. Der Wein wird mir dabei nicht helfen. Auch mit der Zeit bleibt er ohne Geheimnis – und also auch ohne Lösung. Doch da sind plötzlich Noten von Lyonerwurst in meinem Mund. Dass sie vom Wein kommen, scheint mir wenig wahrscheinlich – kann es sein, dass mein Traum mir die Wurst an den Gaumen spielt?

Getrunken am Sonntag, 19. Juli 2015 auf dem Dach meines Wohnhauses über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft im Geschäft von «Muré» im Zentrum von Colmar (€ 13.80 im April 2015).

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