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Mallorca (Spain) Alcúdia
La Victoria, hinter der Kapelle
Sonntag, 1. März 2015

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Vor der ehemaligen Einsiedelei bei Alcudia, in der ich ein Hotelzimmer bezogen habe, schlägt ein Pfau das Rad. Er hat sich den perfekten Platz dafür ausgesucht, eine Bühne zwischen dem Wirtschaftsgebäude und einer Treppe, die in den Wald hinauf führt. Ein Weibchen ist weit und breit nicht in Sicht, doch das scheint den Vogel nicht zu stören. Vielleicht übt er bloss oder es liegt einfach in seiner Natur, sich dann und wann so prachtvoll zu strecken. Man kann ihm auf jeden Fall kaum den Vorwurf machen, dass er seine Sache nicht ernst nähme – so majestätisch und stolz wie er sich dreht.

Das heisere Bellen des Tiers habe ich am Morgen früh noch im Halbschlaf gehört. Der Kontrast zwischen dem prachtvollen Federkleid des Pfaus und der für das menschliche Ohr so wüsten Stimme hat die Dichter seit der Antike immer wieder angeregt. In einer Fabel von Lafontaine etwa beschwert sich der Vogel bei der Götting Juno: «Die Stimme, die du mir verliehen hast / Missfällt der Welt durch ihren rauhen Schall / Dagegen singt so süss und hell die Nachtigall / Wie es zu diesem armen Wesen gar nicht passt». Goethes Haltung indes ist die eines echten Genussmenschen: «Der Pfau schreit hässlich, aber sein Geschrei / Erinnert mich ans himmlische Gefieder / So ist mir auch sein Schreien nicht zuwider.»

Nebst dem Bellen des Pfaus haben die Menschen auch die Krallen des Scharvogels immer wieder als falsch und hässlich empfunden: «Wenn der Pfau seine Füsse ansähe, so würde er kein Rad schlagen», meint etwa das «Abrahamische Parömiakon». Und andere Sprichworte wissen: «Der Pfau trägt lieber den Schwanz als die Beine zur Schau» oder «Du sollst dem Pfaun nicht auf die Beine schaun». Nur, mit was für Füssen wäre das Tier denn schöner unterwegs? Flossen? Hufe? Pfoten? Oder Cowboystiefel?

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First Publication: 9-3-2015

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