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Das Verpackungs-Design von «Vegemite» wurde im Verlauf der Jahre nur sehr sanft verändert. (März 2014)

«Vegemite»

Paste aus Hefeextrakt, Malzextrakt und Salz – ein heftiges Erlebnis zu Peter Polters Episoda 140326 Forgotten Lake

«Vegemite» gilt als eine kulinarische Ikone Australiens, als der Klassiker unter den Brotaufstrichen des Landes. Und es gibt wohl kein Nahrungsmittelgeschäft, das die leuchtend gelb etikettierte Dosen mit dem roten Schriftband nicht im Angebot führt.

Die Paste hat eine glänzend dunkelbraune Farbe und eine völlig glatte Konsistenz, die auf dem Löffel an geschmolzene Schokolade erinnert, im Mund aber an einen sehr festen Streichkäse. «Vegemite» benimmt sich klebrig und schmierig. Es duftet nach Malz und ein wenig nach Harz – ganz ähnlich kann es im Australischen Busch riechen, wenn die Sonne durch die lichten Baumkronen die am Boden liegenden Hölzer, die Pilze, Moose, Büsche und Blumen erhitzt.

Im Mund schmeckt «Vegemite» sofort sehr salzig, sehr malzig und ziemlich bitter – hinterlässt im Abgang aber auch eine leichte Säure. Wir denken an Bier und Hefe, an billigen Rohschinken, getrocknete Tomaten, das Einweichwasser von Steinpilzen, kalten Kaffee, natürlich auch an Sojasauce – und an sonnenverbrannte Haut. «Vegemite» – die kulinarische Antwort auf das Ozonloch über Australien.

Die Paste wehrt sich gegen rohes Gemüse: Karotten oder Tomaten lassen die malzige und etwas überwürzte Seite von «Vegemite» zu stark in den Vordergrund treten, machen das Aroma zu gewaltig. Als dünne Schicht auf einem Crispbread oder einem anderen Cracker hingegen nimmt sich die Paste ein wenig zurück – legt man ein Stückchen Chilischote drauf, lenkt das den Gaumen zusätzlich ab.

«Vegemite» wurde 1923 von Fred Walker erfunden – ein Weg, Überbleibsel der Bierproduktion zu verwenden. Zweifellos ist es geeignet auch den Bier-Konsum anzuregen – hat die Paste doch einen Salzanteil von 8 %, früher sollen es gar 10 % gewesen sein. Bereits 1935 allerdings wurde «Vegemite» von der amerikanischen Firma «Kraft Cheese» gekauft. Heute steht ein Unternehmen namens «Mondelez Australia Food» als Produzentin auf den Dosen.

Es gibt in Australien kaum ein Lebensmittelgeschäft, das nicht auch «Vegemite» im Angebot führt.
Als dünne Schicht auf einem Crispbread schmeckt die Paste nicht gar so heftig – legt man ein Stückchen Chilischote drauf, lenkt das den Gaumen zusätzlich ab. (März 2014)
Das vor allem in der französischen Schweiz beliebte «Cenovis» wird ähnlich hergestellt wie «Vegemite», enthält aber nebst Bierhefe-Extrakt auch Gemüse-Extrakt und schmeckt deshalb etwas weniger heftig, etwas mehr nach Brühe. Es hat auch eine etwas weichere, flüssigere Konsistenz.

First Publication: 17-4-2014

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