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Die Farbe des Leatherwood Honey schwankt zwischen einem hellen Elfenbein und einem etwas dunkleren Erdnussbraun.

Leatherwood Honey

Honig aus den Blüten der Tasmanischen Scheinulme – ein unpassendes Erlebnis zu Peter Polters Episoda 140325 Blue Tier Mount Michael

Manche Honig-Sorten haben ein Aroma, das wir leicht mit den Landschaften verbinden können, in denen sie produziert werden – Lavendel-Honig etwa schmeckt, als sei er direkt aus der warmen, vom Mistral überwehten Erde der Provence geträufelt.

In Tasmanien wachsen einige der ältesten Wälder der Welt – und es gibt zahlreiche Pflanzen, die sich nur hier entwickelt haben. Zu ihnen gehört auch ein Baum mit dem Namen Leatherwood (Eucryphia lucida). Das Lederholz, auch Tasmanische Scheinulme genannt, ist ein bis zu 25 Meter hoch wachsender Baum mit kleinen, schmal-elliptischen und glänzend grünen Blättern. Der Baum bringt im Frühling und bis in den Sommer hinein eine grosse Anzahl weisser Blüten mit einem Durchmesser von höchstens 4 cm hervor – sie sollen einen süssen und intensiven Duft verströmen. Aus diesen Blüten gewinnen Bienen einen Honig, der elfenbeinfarben, dunkelgelb oder erdnussbraun sein kann und in der Regel eine cremige Konsistenz hat.

Leatherwood wächst auf ganz Tasmanien in gemässigten Regenwäldern, mag es also gerne feucht und nicht zu sonnig. Das Aroma des aus seinen Blüten gewonnenen Honigs aber will zu dieser Lebensumgebung ganz und gar nicht passen. Eher kitzelt es in uns Bilder von trockenen Landschaften mit niedrigen Gestrüppen hoch, die Tag um Tag gegen Sonne und Wind zu kämpfen haben und sich für ihr Überleben (je nach Konzept) hochkonzentrierte Lockstoffe oder Gifte zulegen. Mit dem Leatherwood Honey landen wir auf Kreta, in der Türkei, vielleicht auch in Südafrika – aber sicher nicht in den wässrig-morschen Urwäldern Tasmaniens.

Von aussen riecht der Honig gar nicht lieblich, wie viele andere Sorten, sondern eher herb und etwas staubig – wie ein abgelegtes Männer-Hemd. Im Mund hat er im ersten Moment eine heftige Süsse, die sich jedoch schnell ein wenig abbaut. Das Aroma ist exotisch aber keineswegs blumig – man denkt an den Lockstoff eines Tiers, Moschus vielleicht. Leichte Wachs- und Harznoten lassen an eine Kerze oder ab Mastix denken. Aus dem Reich der Früchte könnte ein etwas ungewaschener Halb-Bruder der Bergamotte seine Finger im Spiel haben. Es könnte auch einen seltenen Salbei geben, der ein solches Parfum hat – womit wir wieder im Mittelmeer-Raum wären, immer noch weit weg vom Regenwald am anderen Ende der Welt.

Doch wer weiss, vielleicht sind es ja südeuropäische Auswanderer-Bienen, die den tasmanischen Leatherwood Honey produzieren – und die wollen natürlich mit Düften verlockt sein, die sie an ihre Heimat erinnern. Bei uns jedenfalls funktioniert die aromatische Umgarnung gut – und es braucht doch einige Disziplin, die Pfoten wieder aus dem Töpfchen zu nehmen.

Der berühmteste Wochenmarkt Tasmaniens findet an jedem Samstag im Quartier Salamanca am Hafen von Hobart statt – da finden sich auch mehrere Stände, die auf Honig von der Insel spezialisiert sind. Der Honig der «Tasmanian Honey Company» wird in schwarzen Dosen oder Gläsern verkauft, die mit leuchtend farbigen Bildern von Pflanzen und Vögeln verziert sind. (März 2014)
Auf dem Flughafen von Sydney werden verschiedene Honig-Sorten aus Australien verkauft – da darf natürlich auch der berühmte Leatherwood Honey aus Tasmanien nicht fehlen.

First Publication: 16-4-2014

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