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Valais Pinot noir Gérald Clavien Les Deux Crêtes 2007

Von aussen unbewegt riecht der Wein nach Kirsche und ein wenig nach Lapsang Souchong. Mit der Bewegung steigt eine würzige Note auf (Piment, Zimt), getragen von einem Stück heller Milchschokolade. Ein stark gekochtes Pflaumenkompott, mit etwas feuchter Erde angerührt – im Hintergrund steht ein Stall, in dem Käse verarbeitet wird.

Im Mund ist der Pinot noir eher sauer, mitteldicht, mit wenig Tannin. Von innen riecht er zunächst nach Himbeere und eher hell, dann aber machen sich Noten von gerösteten Nüssen bemerkbar, frisches Nougat, und weiterhin Schokolade. Immer wieder schrammt auch eine Sauerkirsche seitlich am Gaumen vorbei.

Als ich mich heute früh aufmachte, vom Wallis aus nach Zürich zurückzukehren, lag kniehoch frischer Schnee. Das erste Licht des Tages kam aus keiner bestimmten Richtung, es war als glimme es kalt aus der Landschaft selbst heraus. Die Erde war heller als der Himmel, Licht und Dunkel hatten sich in ihr Gegenteil verkehrt – ich ging durch ein fotografisches Negativ. Die Tannen standen starr in ihren weissen Gewändern, die kalten Massen verschluckten jedes Ächzen der Natur. Nur ein paar kleine schwarze Vögel huschten da und dort mit einem mechanischen Trällern von Baum zu Baum – wo sie landeten, lösten sich flockige Girlanden von den Ästen.

Es war mir als sei ich der einzige Mensch, den es so früh schon aus dem Haus getrieben hatte. Kein Pflug hatte den Weg von Schnee befreit, kein Fuss vor dem meinen eine Spur gesetzt. Dann und wann aber hallte von fern das dumpfe Wummern einer Explosion durch die Luft, gefolgt von einem kieseligen Rauschen – da waren Sprengmeister dabei, Lawinen auszulösen, die Pisten zu sichern. Bald würden die ersten Skifahrer mit ihren schweren Schuhen wie Roboter aus den Chalets staksen, sich vor den Liften aufreihen, plaudernd den Berg hoch fahren – und schliesslich wie verirrte Farbpunkte durch die Landschaft zischen, begleitet von zahllosen Pistenfahrzeugen mit gluckernden Motoren.

Im Abgang hat der schöne Pinot leider ein etwas übersetztes Tempo drauf.

Getrunken am Sonntag, 2. Februar 2014 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «Möwenpick Wein» in Kloten (Fr. 26.00 im November 2013).

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