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Barbera d'Alba Marco Porello Filatura 2011

Unbewegt riecht der Wein zunächst nur ganz leicht nach Benzin. Ich lasse ihn also nochmals eine Stunde offen stehen. Er wirkt dann immer noch verschlossen, nun aber dringt aus seiner Tiefe eine kühle Fruchtnote. Sie lässt an Erdbeeren denken, die in einer Felsspalte liegen. Darüber weht sanft ein ganz leichter Maiglöckchen-Duft. Oder ist es eher eine Ahnung von noch warmem Teer? Oder sind es Veilchen?

Ich bin, wie ich heute bei meiner Atem-Therapeutin festgestellt habe, nicht in der Lage, die grosse Zehe meines linken Fusses unabhängig von den anderen Zehen zu bewegen. Dies festzustellen, ist das eine – es niederzuschreiben aber gleich eine ganz andere Geschichte. Durch die Niederschrift bewege ich die Tatsache selbst, also die mangelnde Kontrolle über meine grosse Zehe, in eine gewisse Distanz – zugleich aber rückt mir alles, was mit der Tatsache zusammenhängt, deutlich näher ans Gemüt. Hier ist keine Psycho-Logik am Werk, sondern ein gefühlte Mechanik. Es geht nicht um Verdauung, denn die geschieht ohne viel bewusste Partizipation – und es geht auch nicht um Verarbeitung, wird die Tatsache doch in ihrem ursprünglichen Zustand belassen. Aber man könnte sagen, dass das Niederschreiben die Dinge kulinarischer macht, geniessbarer vielleicht, vielleicht auch besser ausspuckbar. Offen bleibt, was die Therapeutin da für eine Rolle spielt – und wie es um die grosses Zehe meines rechten Fusses steht. 

Im Mund ist der Barbera kühl und säuerlich, kaum Süsse und wenig Tannin. Der Wein hält sich zurück. Von innen ist ein Aroma von Zwetschge da, die beim Backen etwas zu viel Hitze abbekommen hat und dabei zu trocken geworden ist. Es gibt auch getrocknete Süsskirschen, die im Mund ähnlich duften. Insgesamt wirkt alles etwas gehemmt, zurückgenommen. Nach Stunden ist zwar eine diffuse dunkle Fruchtnote da, dazu etwas getrockneter Salbei – doch alles ist weit entfernt.

Getrunken am Montag, 21. Oktober 2013 in der Küche meiner Wohnung über dem Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich (Schweiz). Gekauft bei «Vini Vergani» in Zürich (Fr. 21.50 im August 2013).

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