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Himmelfahrt

San Vittore (Switzerland) Eliporto
Eurocopter 120, Flugfeld der Heli Rezia und unteres Misox
Mittwoch, 4. September 2013

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Der Start eines Flugzeugs hat immer etwas von einer Mutprobe: Man rast los, schneller und immer schneller, rennt nicht nur gegen die Schwerkraft an, sondern auch gegen die eigene Angst. Endlich geben die Elemente nach, wird man hoch gerissen ins Bodenlose – und staunt, dass einen der Himmel nicht trotz aller motorisierten Anstrengungen fallen lässt. Der Start eines Flugzeugs ist ein sich in die Luft zwängen – eine primitive Form des Abhebens, ein erkrampftes Wunder. Für Vorhaben wie eine Himmelfahrt bestimmt nicht zu gebrauchen – man stelle sich vor: die Jünger und Marien versammeln sich am einen Ende der Piste, am anderen steht Jesus mit angezogenen Bremsen, rennt los… Nein, so kann es nicht gewesen sein.

Eher schon war es wie beim Start eines Helikopters, der sich aus dem Stand heraus sanft und langsam in die Luft erhebt, vertikal aufsteigt, bis er einige Meter über den Köpfen der Erdlinge schwebt – um erst dann, mit einer eleganten kleinen Schaukelbewegung sein Ziel anzusteuern, das nach einem solchen Start nur ein paradiesisches sein kann. Das ist eine Himmelfahrt!

Überhaupt hat der Start eines Helikopters sehr viel mehr mit dem Traum vom Fliegen zu tun als der eines Flugzeugs – denn es geht bei dieser Sehnsucht ja nicht in erster Linie um das Vorankommen, sondern um die Bewegung in anderen, vom menschlichen Bewegungsapparat noch nicht eroberten Dimensionen, um das Erlebnis einer ganz speziellen Kraft, die so enorm ist, dass sie sich jenseits von Kategorien wie Anstrengung oder Anspannung abspielt. Die Flugkraft, wie sie unsere Träume gebiert, wird nicht durch brennendes Kerosin angetrieben, sondern eher durch einen lodernden Geist – es sind Wille und Wunsch, die uns Fliegen lassen. Wir breiten die Arme aus – und heben ab.

Der Start eines Helikopters kommt diesem Flugtraum näher als jede andere Art der Luftfahrt – auch die Montgolfiere kann da nicht mithalten, von aussen gesehen zumindest nicht, macht doch die schiere Masse des Luftballons den plumpen Trick so deutlich, mit dem hier die Schwerkraft übertölpelt wird.
Wenn wir aber einen Helikopter abheben sehen, dann spüren wir, wie in uns der Traum vom Fliegen die Augen aufschlägt.

Siehe auch

  • Ein Rezept zur Episoda: Polenta ticinese – un imitatione (Brei aus geräuchertem Mais)
  • Gelegentlich schreibt Peter Polter unter dem Pseudonym Samuel Herzog auch den einen oder anderen Text für die «Neue Zürcher Zeitung» – über seinen Helikopterflug im Misox berichtet er am 13. September 2013 ausführlich in einem Beitrag mit dem Titel «Hier fliegt der Bauch» (Seite als PDF)
  • Episoda – eine Sendung für Santa Lemusa (Einführung)
  • Biographie von Peter Polter

First Publication: 6-9-2013

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