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Taubenkropf-Leimkraut

Alp Strassberg (Switzerland)
Fondei, Gemeinde Langwies
Sonntag, 7. Juli 2013

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Aus den Sommern meiner Kindheit ist mir nur eine einzige Blume in Erinnerung geblieben, von der ich Jahrzehnte später erfuhr, dass sie Taubenkropf-Leimkraut heisst. Silene vulgaris ist eine Pflanze wie aus einer anderen Zeit – nicht aus einer Uhrzeit oder Vorzeit wie der Silenos, nach dem sie benannt ist, sondern einfach aus einer Zeit, da Blumen andere Formen und andere Farben hatten. Das blasse und etwas bräunlich verschmutzte Fliederblau des Kelchs scheint so unzeitgemäss wie die Glöckchenform oder die frivolen Zotteln am Kelchrand. Die Äderung hat etwas von einer Haut, wie man sie bei alten oder besonders dünnschaligen Menschen findet. Und die Bewegung der Pflanze im Wind wirkt bedächtig, als halte sie etwas im Inneren fest. Das Unzeitgemässe des Taubenkropf-Leimkrauts hat mich schon als Kind beschäftigt. Auf eigentümliche Weise stand die Blume in meiner Phantasie nicht nur für die Sommer, die ich selbst schon erlebt hatte, sondern auch für all die Sommer davor, also die Sommer meiner Eltern, Grosselter und übrigen Vorfahren.

Meine eigenen Kindheits-Sommer kommen mir heute vor wie ein ferner Traum, und sie verschmelzen mit den Sommern meiner Vorfahren zu einem diffusen, flirrenden und vibrierenden Sommerbild. Manchmal fällt es mir sogar schwer, mich selbst darin von meinen Ahnen zu unterscheiden.

Siehe auch

  • Ein Rezept zur Episoda: Johannisbeerkuchen (Kuchen aus Maisgriess, Eiern und Quark mit Johannisbeeren)
  • Episoda – eine Sendung für Santa Lemusa (Einführung)
  • Biographie von Peter Polter

First Publication: 16-7-2013

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