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Am Ärmelkanal zieht sich das Meer bei Ebbe manchmal mehrere Kilometer weit zurück und hinterlässt eine Landschaft aus Algen und Steinen, in der sich vorzüglich nach allerlei Meeresfrüchten jagen lässt – auch nach Garnelen. Die Pointe d'Agon gehört zu den beliebtesten Jagdgebieten der Normandie.

Crevettes sautées au cidre

Mit Apfelwein sautierte Garnelen – ein Rezept zu Peter Polters Episoda 120811 Pointe d'Agon

Die Normandie gehört zu den berühmten Apfelwein-Ländern der Welt, wobei der Cidre hier in verschiedenen Regionen hergestellt wird, die unterschiedliche Ursprungsbezeichnungen für sich beanspruchen - wie zum Beispiel der Cidre Pays d’Auge. Gärt dieser Cidre in einer (verkorkten) Flasche, spricht man von Cidre bouché. Je nach Alkoholgehalt und Süsse unterscheidet man zwischen cidre doux, cidre demi-sec oder cidre brut.

Garnelen schwimmen ziemlich zahlreich und in verschiedener Form vor den Küsten der Normandie umher. Im seichten Wasser der flachen Ufer des Ärmelkanals mit seinen enormen Tiden kann man sie auch ziemlich gut selbst mit einem kleinen Netz aus dem Wasser fischen.

Wann zum ersten Mal ein Koch auf die Idee kam, diese zwei normannischen Selbstverständlichkeiten zu kombinieren, wissen wir nicht. Aber er (oder vielleicht war es ja auch eine sie) hat der Menschheit wahrlich ein kostbares Geschenk gemacht, denn das Rezept ist denkbar einfach und die Kombination aus dem fruchtigen, süsslichen und zugleich säuerlichen Apfelwein und den etwas bitteren, salzigen und würzigen Säften aus den Körpern der Garnelen, ergibt eine absolut hinreissende Sauce, in die man wieder und wieder mit einem Stück Weissbrot eintauchen möchte.

Und gerade weil alles stimmt, finden wir Rezepte einigermassen überflüssig, die mit zusätzlichen Komplikationen wie Crème fraîche, Gewürzen etc. aufwarten – ja wir haben uns auch schon überlegt, ob es den Pfeffer wirklich braucht (aber wir lieben die kleine Schärfe, die er beisteuert). Wenig sinnvoll sind auch Rezepte, welche das Gericht mit ausgepuhlten Garnelen herstellen wollen – denn die Säfte aus dem Kopf und den Eingeweiden machen wenigstens die Hälfte des Aromas aus.

Natürlich schmecken die Crevettes sautées au cidre am besten, wenn man sie mit selbst gefangenen Garnelen zum Beispiel auf einem Campingplatz in der Normandie zubereitet. In der Schweiz wird man sich allerdings mit Tieren begnügen müssen, die aus Zuchten etwa in Vietnam stammen – sie werden tiefgefroren importiert, sind aber geschmacklich meist nicht schlecht. Es gibt in Asien allerdings ganz fürchterliche Garnelen-Zuchtbetriebe, weshalb wir nur Bio-Ware kaufen – in der Hoffnung, dass die Verhältnisse auf diesen Farmen etwas besser sind.

Da Garnelen sehr rasch trocken werden, ist es wichtig, dieses Gericht schnell und konzentriert herzustellen. Hat sich die Schale einmal ganz verfärbt, ist das Tier innen bereits weitgehend durchgegart, ist die Hitze auf dem Weg zum Kern. Da man die Garnelen bei Tisch von Hand aus den Schalen löst, muss man sie erst etwas abkühlen lassen – während dieser Zeit garen sie ebenfalls weiter. Also sollte man die Tiere im Zweifelsfall lieber etwas kürzer als etwas länger braten.

Kochzeit 5 Minuten

Zutaten (für 2 Personen)

1 EL Rapsöl

400 g rohe Garnelen

1 TL Salz

1 TL schwarzer Pfeffer, grob gemahlen

1½ dl Cidre

Zubereitung

  1. Das Öl in einer Bratpfanne erwärmen. Garnelen und Salz beigeben, ca. 2 Minuten unter häufigem Wenden braten bis die Tiere gerade anfangen, die Farbe zu verändern.
    Die genaue Kochzeit hängt natürlich von der Grösse der Garnelen ab, wir geben hier Garzeiten für Exemplare von gut 20 g an.
  2. Cidre angiessen und nochmals 3 Minuten unter ständigem Rühren köcheln lassen. Pfeffer unterheben und sofort servieren.
Eine kleine Garnele, eben zwischen den Steinen an der Pointe d'Agon gefangen.
Zwar muss man sich in der Schweiz mit Garnelen begnügen, die aus Asien stammen und ausschliesslich gefroren ins Land gelangen – immerhin aber bekommt man mit etwas Glück einen richtigen Cidre bouché aus der Normandie: Crevette au cidre. (Zürich, Juni 2013)

First Publication: 26-6-2013

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