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Das Fahndungsplakat, das ein übereifriger Beamter der Gendarmerie Nationale in einer nächtlichen Aktion auf der ganzen Insel aushängen liess, ist heute auf dem Antiquitätenmarkt viel wert – einerseits wegen der Geschichte, mit der es zusammenhängt, andererseits auch weil alle Exemplare von Hand (!) koloriert wurden. (Bild Archives Nationales)
Urwald mit Bananenstauden und Häusern, Junge mit Fahrrad.

Meteorit «Sesam»

1956 stiess ein Sesambauer aus Chitwouj beim Anlegen eines Bewässerungskanals für seine Felder auf eine Ansammlung von rostigen Metallstücken, deren grösstes sich auch mit viel Kraft nicht bewegen liess, eine annähernd rechteckige Form aufwies und durch eine besonders ebene Oberfläche auffiel. Überzeugt, dass es sich bei seinem Fund nur um die Teile eines abgestürzten Raumschiffes vom Mars handeln könne, alarmierte der Bauer die Gendarmerie von Port-Louis. Die Beamten suchten das Gebiet gründlich ab. Sie fanden weitere Metallteile, jedoch keine Körper von Marsmenschen. Auch die Gendarmen allerdings hielten die Idee eines havarierten Raumschiffes für die wahrscheinlichste Theorie, riegelten das Gebiet grossflächig ab und verpflichteten die Bauern von Chitwouj zu absoluter Geheimhaltung.

Sabotagen oder Giftattacken

Natürlich sickerte trotzdem etwas durch. Und schnell verbreitete sich die Furcht, Marsmenschen könnten den Absturz überlebt haben und würden nun ihr Unwesen auf der Insel treiben. Bald führte man jeden Unfall und jedes Fieber auf Sabotagen oder Giftattacken der Marsmenschen zurück. Ein Bauer aus der Gegend von St-Anne en Pyès, dessen beste Kuh plötzlich an enormen Blähungen litt, wollte einen dieser Marsmenschen mitten in der Nacht in seinem Stall gesehen haben. Er ging zur Gendarmerie von Port-Louis, wo ein übereifriger Beamter nach seiner Beschreibung eine Zeichnung anfertigte, flugs ein Fahndungsplakat druckte und noch vor dem Morgengrauen auf der halben Insel aushängen liess. Diese Plakate sind heute auf dem Antiquitätenmarkt einiges Geld wert, auch weil sie zu besseren Kenntlichmachung des gesuchten Individuums von Hand (!) koloriert wurden.

Experten vor Ort

Am Morgen war die Insel in Aufruhr. Die Police secrète schaltete sich ein und verhaftete zunächst den Bauern, der die Metallstücke gefunden hatte – ausserdem nahm sie den Körper der unterdessen an ihren Blähungen verendeten Kuh in polizeilichen Gewahrsam. Gleichzeitig wurden aber auch verschiedene Experten der Universität von Santa Lemusa eingeschaltet. Für den Geologen Paul D. Rangier war schnell einmal klar, dass es sich bei den vermeintlichen Wrackteilen eines Raumschiffs um Stücke eines ansehnlichen Eisenmeteoriten handeln musste. Rangier und sein Institut de Géologie wurden mit der Untersuchung betraut, die allerdings unter den misstrauischen Augen der Police secrète stattzufinden hatte (die Mars-Menschen-Theorie hielt sich noch einige Zeit hartnäckig in den Köpfen). Die Wissenschafter fanden heraus, dass einzelnen Eisenmassen direkt auf dem für dieses Gebiet typischen, rötlich gefärbten Kalkstein aus dem Pleistozän aufliegen. Rangier schloss daraus, dass der Meteorit erst nach der Bildung dieser Formationen gefallen sein konnte. Sie datierten die Schichten auf die Jahre 11'000 - 30'000 v. Chr. Rangier schätzte das Entstehungsalter des Meteoriten selbst auf über 4 Milliarden Jahre. Er taufte ihn wegen der lokalen Agrar-Tradition auf den Namen Sesam.

Ellipsoide Streuzone 

Beim Eintritt in die Erdatmosphäre zerplatzte «Sesam» in mehrere tausend Bruchstücke, die in einer ellipsoiden Zone von rund 370 x 185 m östlich von Chitwouj niedergingen. Insgesamt fand man mindestens 260 kg Meteoritenmaterial auf dem Gebiet, wobei das grösste Stück rund 140 kg wiegt, eine nahezu rechteckige Form und eine gerade Oberfläche hat (die Oberseite des Stücks wurde angeäzt und poliert, es befindet sich heute im Musée d'histoire naturelle in Port-Louis). «Sesam» stammt aus dem Asteroidengürtel, er wird heute als feiner Oktaedrit der Gruppe IV A klassifiziert. Er ist nicht rostfrei, ohne Rost hat er eine glänzende, silbrig-metallische Farbe. Seine Struktur ist polykristallin und zeigt, einmal angeäzt, die Widmanstätten-Struktur. Diese Struktur ist ein unverwechselbares Kennzeichen für die meteoritische Herkunft – es gibt auf Erden nichts, was eine ähnliche Struktur aufweisen würde.

Das grösste Stück von «Sesam» wurde angeäzt, um die für Meteoriten so typisch Widmanstätten-Struktur sichtbar zu machen.
Genau da, wo im Bild der Büffel steht, fand ein Bauer aus Chitwouj 1907 den grössten Brocken von Meteorit «Sesam».
Rötliche Stromschnellen im Wald.
Eisen aus dem All – auch HOIO besitzt ein kleines, 6.12 g schweres Stück von Meteorit «Sesam».
Rötliche Stromschnellen im Wald.

Rezept zum Meteoriten «Sesam»

Die Geschichte der Auffindung des Meteoriten «Sesam» hat auch einem auf der ganzen Insel berühmten Rezept den Namen gegeben:

Siehe auch

First Publication: 19-9-2012

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