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Locker und würzig: das «Pain de Mars».

Pain de Mars

Pfefferkuchen mit Sesam

Der Name dieses ‹Brots› geht auf einen Zwischenfall zurück, der 1956 kurzfristig für Aufregung sorgte. Damals fand ein Sesambauer aus Chitwouj rostige Metallstücke auf seinem Land, die er für Wrackteile eines abgestürzten Raumschiffes vom Mars hielt (mehr dazu hier). In Verlauf der weiteren Entwicklungen wurde er verhaftet und eingesperrt. Am zweiten Tag seiner Haft soll ihm seine Frau einen quadratischen Kuchen ins Gefängnis gebracht haben, der von den Wächtern als «Pain de Mars» bezeichnet wurde. Vielleicht weil die quadratische, für einen Kuchen eher untypische Form, an die Beschreibung des grössten Metallstücks erinnerte, das der Bauer gefunden hatte. Vielleicht auch bloss weil die Beamten sich über den Inhaftierten lustig machen wollten.

Bei dem ‹Mars-Brot› handelte es sich um einen traditionellen Sesam-Gewürzkuchen aus Chitwouj. Dass er in quadratischer Form hergestellt wird, hat einen ganz pragmatischen Grund: Nach dem Backen wird der Kuchen in Würfel geschnitten, die werden etwas auseinander gerückt, Schlagsahne wird dazwischen appliziert, die Stücke werden wieder aneinander gerückt, und das Ganze kommt noch lauwarm auf den Tisch.

Der Name «Pain de Mars» bürgerte sich ein – auch wenn sich der ‹Fall› bald als Folge des Falls eines Meteoriten entpuppte, der Bauer wieder auf freien Fuss kam, und es doch einiges zu lachen gab.

Uns scheint die traditionelle Art, das «Pain de Mars» mit viel Schlagsahne zu servieren, etwas zu heftig. Wir geben lieber ein wenig Kompott dazu oder essen das überaus würzige ‹Brot› einfach so.

Backzeit 25-35 Minuten

Zutaten (für einen 22x22 cm grossen Kuchen)

80 g Butter

75 ml Milch (5 EL)

120 ml Saurer Halbrahm (15% Fett)

1 Ei

200 g Zucker

6 Kapseln grüner Kardamom

1 gehäufter TL Piment

1 kleine Stange Zimt von etwa 5 cm Länge (ca. 4 g)

5 Gewürznelken

180 g Weissmehl

2 gehäufte TL getrockneter und gemahlener Ingwer

1 TL Natron

1 kleine Prise Salz

40 g weisser Sesam

Zubereitung

  1. Butter und Milch erwärmen bis die Butter geschmolzen ist. Auf Raumtemperatur abkühlen lassen. Sahne, Ei und Zucker mit einem Schneebesen einrühren und alles zu einer glatten Masse verarbeiten.
  2. Die Samen aus den grünen und den schwarzen Kardamom-Kapseln lösen, zusammen mit Piment, Zimt und Nelken am besten in einer elektrischen Kaffeemühle zu einem feinen Pulver zermahlen.
  3. Das Mehl in eine Schüssel geben (wenn nötig sieben). Die frisch gemahlenen Gewürze, den gemahlenen Ingwer, Natron, Salz und Sesam unterheben und alles gut vermengen.
  4. Die Butter-Milch-Masse beigeben und alles zu einer glatten Masse verrühren.
  5. Den Boden einer etwa 22x22 cm grossen Kuchenform mit Backtrennpapier auslegen, die Seitenwände einfetten. Teig in diese Form geben, glatt streichen und in der Mitte des auf 180° vorgeheizten Ofens etwa 25-35 Minuten backen. Das Volumen des Kuchens verdoppelt sich während des Backvorgangs.
    Zur Sicherheit kann man zum Schluss eine Stäbchenprobe machen: Dabei sticht man mit einem trockenen Holzstäbchen in die Mitte des Kuchens und zieht es wieder heraus. Wenn keine Teigreste daran kleben, dann ist der Kuchen gar.
  6. Auf ein Kuchengitter setzen und warm oder kalt servieren.
Der berühmte Pfefferkuchen aus Chitwouj wird traditionell in einer quadratischen Form gebacken – das hat seinen Grund.
Die traditionelle Art, das Pain de Mars zu servieren, erfordert einiges Geschick, das wir im vorliegenden Fall nur teilweise aufbrachten: Man schneidet den Kuchen in quadratische Stücke, rückt sie auseinander, klemmt steife Schlagsahne dazwischen, und schiebt die Stücke wieder zusammen. Wer die Geschichte kennt, die hinter dem Namen «Pain de Mars» steckt, wird in dem so servierten Kuchen vielleicht auch die für Meteoriten typische Widmanstätten-Struktur wiedererkennen.
Wer es leichter mag, kann das «Pain de Mars» auch mit einem Kleckser Kompott servieren. Hier ein Kompott aus dunkelgelben Pflaumen, der mit etwas Weisswein, Sherry, Zucker, Piment und frischem Ingwer eingekocht wurde. (Zürich, September 2012)

First Publication: 19-9-2012

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