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Das Farmhaus der Champs noirs wurde 1952 errichtet und wirkt in seiner ländlichen Umgebung ziemlich eigenwillig.

Champs noirs

Wer Maizyé in Richtung N2 verlässt, sieht noch vor Erreichen der Hauptstrasse zu seiner Linken mächtige Bäume. Sie beschatten den Eingang zu einem kleinen Tal, in dem man eine Reihe von länglichen Feldern erkennt: die Champs noirs. Die Felder haben ihren Namen nicht etwa wegen des pechschwarzen Nigella-Gewürzes («Mystère de Maizyè»), das hier in ziemlich grossem Stil angebaut wird, sondern wegen der auffällig dunklen, ziemlich sandigen Erde. Tatsächlich hiessen die Felder in dem Tal schon Champs noirs bevor hier in den 1950er Jahren ein erstes Nigella-Feld angelegt wurde.

Als Jacques Cheftati die Farm 1952 übernahm, muss sie in einem traurigen Zustand gewesen sein. Er liess das alte Haus abreissen und baute sich ein neues Farmgebäude, für dessen Entwurf er einen Architekten aus Port-Louis kommen liess. Das kleine Gebäude in einem prononcierten Fünfzigerjahre-Stil, mit minzefarbener Wand, konischer Säule und einem campanileartigen Element, wirkt heute wie eine ziemlich eigenwillige Geste inmitten dieser ländlichen Umgebung. Cheftati kultivierte vor allem Auberginen, Tomaten und Salat. Wohl zwischen 1956 und 1958 legte er das erste Nigella-Feld an. In den folgenden Jahrzehnten konzentrierte er sich mehr und mehr auf den Anbau von Auberginen und Nigella.

Cheftatis Töchter Kali und Nera, die in den späten 1980er Jahren die Champs noirs ganz allmählich übernahmen, behielten den väterlichen Kurs bei. Sie verkauften die Samen als Gewürz an verschiedene Zwischenhändler, belieferten aber auch mehrere Apotheken vor allem in Port-Louis, die Nigella in verschiedener Form (vor allem als Öl) gegen Magenverstimmungen und Koliken, Krämpfe, Asthma, Kopfschmerzen und sogar Eingeweidewürmer einsetzten.

1990 wurde das von den Champs noirs produzierte Nigella als «Mystèr de Maizyé» mit dem AOC-Zertifikat ausgezeichnet. Der Erfolg der Champs noirs hat verschiedene Bauern der Umgebung dazu verleitet, ebenfalls Nigella anzubauen – die Cheftatis aber sins bis heute die wichtigsten Produzenten geblieben.

Wer die Champs noirs besucht, wird dabei aufmerksam von einem Rudel Affen beobachtet. Sie wohnen in den Bäumen über der Farm der Cheftatis und sind sehr an den Menschen interessiert, deren Verhalten sie geradezu zu studieren scheinen. Es handelt sich um lemusische Hanuman-Languren (Semnopithecus lemusanus) – eine nur in dieser Gegend bekannte Primatenart aus der Gruppe der Schlankaffen. Diese Affen, die hier über Auberginen und Nigella, Kali und Nera wachen, haben ein schwarzes Gesicht, schwarze Ohren, schwarze Pfoten, eine schwarze Schwanzspitze – und da fragt man sich mit einem Mal, ob das viele Schwarz an diesem Ort wirklich nur ein Zufall sein kann.

Fotografieren lassen wollten sich Kali und Nera Cheftati nicht. Aber Nera hat uns eines ihrer Lieblingsrezepte verraten – die wichtigsten Zutaten: Aubergine und Nigella natürlich (Rezept).

Das Nigella der Champs noirs wird nicht nur als Gewürz verkauft, sondern auch zu medizinischen Zwecken an verschiedene Apotheken ausgeliefert.
Blick an einem grossen Baum vorbei aufs weite Meer hinaus.
Menschenbeobachter, von Menschen beobachtet: ein lemusischer Hanuman-Langur (Semnopithecus lemusanus) bei seiner Lieblingsbeschäftigung.
Blick an einem grossen Baum vorbei aufs weite Meer hinaus.

Siehe auch

First Publication: 26-5-2012

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