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Alt-valerisches Haus, Mitte 4. Jh.v.Chr. (Rekonstruktionsskizze von Jean-Pierre Haida). Auf der erhöhten Plattform sollen die Menschen gelebt haben. Der niedrigere Bereich daneben bot kleineren Haustieren einen Unterschlupf – ev. stellte er aber auch eine Art Werkstatt dar. (Bild aus Jean-Pierre Haida: «La maison oblique». In: «Revue historique», no. 74, 2007. S. 425)
Ein blaugrünes Holzhäuschen.

Die Maison oblique

2004 liess Bürgermeisterin Diane de Bellevue im Zentrum von Valeria eine Tiefgarage bauen – massiven Protesten von Anwohnern zum Trotz, die den Bau einer solchen Garage für «völlig unverhältnismässig» hielten. Bei den Aushubarbeiten kamen die in Lehm eingeschlossenen Reste eines Hauses oder einer Hütte zum Vorschein. Im Rahmen einer Notgrabung wurde die nur etwas mehr als 1 Meter tiefe Schicht archäologisch untersucht, die Ergebnisse 2007 publiziert (Jean-Pierre Haida: «La maison oblique». In: «Revue historique», no. 74, 2007. S. 409-448). Man fand einige Keramik, Kochutensilien, Gegenstände aus Knochen, ganze Tier-Skelette, Spinnwirtel und Tonspulen, Werkzeugteile aus Eisen, Schmuck und auch verkohlte Speisereste, die mit Hilfe der Radiocarbon-Methode (C14) auf die Mitte des 4. Jh. v. Chr. datiert werden konnten. Die Archäologen identifizierten verschiedene Pfostenlöcher und steinerne Auflagen, die eine ungefähre Rekonstruktion des Gebäudes möglich machten.

Offenbar lebten die Alt-Valerier des 4. Jahrhunderts mit ihren Haustieren, den kleineren zumindest, unter einem Dach – die Tiere am Boden, die Menschen auf einer rund 1 m hohen Plattform. Die Seitenwände des Hauses bestanden aus Holz, möglicherweise Bambus und Lehm, wobei die ungebrannte Lehmwand mit keilförmigen Elementen aus gebrannter Erde verstärkt war. Das Dach bestand aus langen Baumstämmen, zwischen die ebenfalls wahrscheinlich Bambus geflochten war.

Die spezielle Konstruktion dieser «Maison oblique» in der Form eines halben Zeltes brachte Jean-Pierre Haida zu der Vermutung, dass «das Licht für die Alt-Valerier von besonderer Bedeutung gewesen sein muss» – fiel es doch nicht nur von den Querseiten her in das Innere des Raumes ein, sondern auch durch zwei Fenster in der höheren Längswand des Gebäudes (Jean-Pierre Haida: «La maison oblique». In: «Revue historique», no. 74, 2007. S. 437). Im Zentrum des Hauses lag die Küche, deren Rauch direkt zur Decke aufstieg.

2008 wurde die Tiefgarage eröffnet. Ein Jahr später setze die Nachfolgerin von Diane de Bellevue durch, dass das Zentrum von Valeria zur autofreien Zone erklärt wurde. Die Tiefgarage verlor somit jeden Sinn. ­Die Presse vermutete im Scherz, dass es wohl der Geist der Alt-Valerier war, der Diane de Bellevue dieses «von Anfang an völlig sinnlose» Garagenprojekt eingeflüstert hatte.

Die Tiefgarage im Zentrum von Valeria , die seit 2009 leer steht, soll demnächst in eine Disco verwandelt werden – derzeit wird noch abgeklärt, ob die Belüftung und die feuerpolizeilichen Einrichtungen dafür ausreichend sind.
Draht, auf dem Pflanzen wachsen.

Siehe auch

First Publication: 15-5-2012

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