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Ralph Bonvin und Ami Yi führen das «Chant'ermite» seit 2010 und bieten eine Küche an, die chinesische, französische und lemusische Elemente kombiniert.
Blick an einem grossen Baum vorbei aufs weite Meer hinaus.

Das Restaurant Chant'ermite

Das «Chant'ermite» liegt mitten im Dorfzentrum von Valodes. Das Haus stammt aus den 1920er Jahren und verfügt über einen Garten mit alten Bäumen, unter denen sich bei guter Witterung wunderbar speisen lässt. Das Innere des Restaurants ist eher modern eingerichtet, mit einem fast schon städtischen Flair. Ralph Bonvin und Ami Yi, die das Etablissement seit 2010 führen, bieten eine Küche an, die chinesische, französische und lemusische Elemente miteinander verbindet. Wer hier speist, der erlebt, wie es im «Leko» hiess, «kühne Momente, ja manchmal auch Abenteuer». Dabei spielt ein Gewürz immer wieder eine zentrale Rolle: Sichuanpfeffer oder genauer «Rougeurs de St. Brice» (Zanthoxylum erubescens) – jener Sichuanpfeffer also, der am östlichen Abhang des Mont Kara in der Forêt des jeyans gesammelt wird.

Das Innere des «Chant'ermite» ist hell und modern, mit einem fast schon grossstädtischen Flair.

Sichuanpfeffer bestimmt zum Beispiel das Aroma eines erfrischenden Gurkensalats, der im «Chant'ermite» mit Ouassous (Flusskrebsen) aus der Amazone serviert wird, wie der Bach am Nordhang des Mont Kara sich nennt. Wer den für die Küche von Sichuan so typischen málà-Effekt, diese Mischung aus Chili-Schärfe und kribbelnder Sichuanpfeffer-Betäubung, in seiner schönsten Form erleben will, bestellt, was auf der Karte als «Salade du couple marié» angeboten wird: Dünne Scheiben von Ochsenzunge und Kutteln an einer leicht öligen Sauce aus Chili, viel Sichuanpfeffer, Knoblauch, gehackten Erdnüssen, Sesam, etwas Sternanis und vielleicht fermentiertem Tofu. Die genaue Zusammensetzung der Sauce wollte uns das Wirtepaar nicht verraten – genauso müssen wir rätseln, wie sie die Rinderkutteln in diese dünne, fast an Salatblätter erinnernde Form bekommen haben (wurden sie flach geklopft, wurden nur die dünnsten Teile des Pansens verwendet, oder aber nur die dicksten Teile gefroren und gegen die Faser geschnitten?). Wir hoffen fest, dass wir Yi und Ralph irgendwann werden überreden können… (bis dahin geben wir auf diesen Seiten wenigstens ein ähnliches Rezept wieder).   

In der Küche des «Chant'ermite» spielt der Sichuanpfeffer eine zentrale Rolle – auch bei diesem kalten Gericht aus Ochsenzunge und Kutteln, das auf der Karte als «Salade du couple marié» angeboten wird und den berühmten málà-Effekt in seiner schönsten Form provoziert.
Ein kleiner Gartren unter Bäumen.

Verraten haben uns Yi und Ralph aber immerhin das Rezept für eine andere Spezialität des Hauses: «Boeuf St-Brice». Auch dieses Gericht bezieht sein Aroma vom Sichuanpfeffer, hier in Kombination mit Orangenschalen. Ja die Liebe zu dem Gewürz der Gegend macht auch vor der Dessertkarte nicht halt, wo wir frischen Ananas mit Sichuanpfeffer und Basilikum finden. Und natürlich steht auf jedem Tisch ein Schälchen mit «Sel de Valodes», einer Kombination aus Salz und trocken gebratenem Sichuanpfeffer.

Schon das Gedeck im «Chant'ermite» kündigt an, dass in diesem Haus chinesische und westliche Elemente aufeinander treffen.

Der Name des Lokals hat seinen Ursprung im Namen des ersten Hauses, das an dieser Stelle stand. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts, das Dorf Valodes existierte damals noch nicht, schlug hier ein Siedler seine Hacke in den jungfräulichen Boden, um eine erste Hütte zu errichten. Nach getaner Arbeit stellte der Mann allerdings fest, dass er sich für sein neues Zuhause ausgerechnet einen Platz ausgesucht hatte, wo Termiten hausten. Zwar gelang es ihm, die kleinen Tierchen dauerhaft zu verjagen, der Namen «champ termite» («Termitenfeld») aber klammerte sich fest an Haus und Ort. So fest, dass auch Blanche Mirouf, die hier in den 1920er Jahren ein Restaurant bauen liess, nicht umhinkam, den Namen mit zu übernehmen. Die gescheite Wirtin überlegte sich jedoch einen Trick, wie sie die Insekten zumindest für Aussenstehende doch noch aus dem Namen ihres Lokals vertreiben konnte. Ohne den Klang zu verändern machte sie aus dem Termitenfeld einen Einsiedlergesang – oder genauer die Aufforderung an den Eremiten (gemeint ist natürlich St-Brice), seine Stimme zu erheben: «Chant'ermite».

Rezepte (wie) aus dem «Chant'ermite»

Siehe auch

First Publication: 9-4-2012

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