Manchmal wacht man auf und schon der erste Atemzug ist ein Problem. Ganz als sei man im falschen Körper aus dem Schlaf gerutscht. Die Luft ist zu dünn. Sie einzusaugen bringt keinen Frieden. Hat man im falschen Element die Augen aufgeschlagen? Wäre man vielleicht mit Kiemen besser dran? Sollte man versuchen, durch die Ohren zu atmen?
Man atmet weil man atmen muss. Aber es gibt Dinge, die tut man einzig und allein weil man sie tun kann. Zum Beispiel fährt man nach Morretes im Brasilianischen Bundesstaat Paraná nur weil man nach Morretes fahren kann – und zwar mit dem Serra Verde Express von Curitiba aus, vermutlich einem der langsamsten Züge der Welt. Endlich vor Ort wünscht man sich bald schon die Rückfahrt herbei. Reizlos ist die kleine Siedlung am Rio Nhundiaquara nicht. Aber das Wissen um die Motive für die eigene Präsenz im Dorf gibt jedem einzelnen Schritt eine verzweifelte Belanglosigkeit.
First Publication: 6-2-2012
Modifications: 22-6-2013