Kaum denkt man an das Paradies, huschen einem die Worte davon. Es ist als fänden sie keine Möglichkeit, am Ufer von Eden anzudocken, als würden sie ohne Unterlass wieder ins Weite hinaus gespült. Könnte es sein, dass der Herrgott damals nicht Adam und Eva aus seinem Garten jagte, sondern die Sprache? War der Sündenfall in Wirklichkeit ein Sprachfall?
Über das Paradies gibt es nicht viel zu sagen. Denn das Sagen bringt Eden zum Verschwinden – wie ein Stück Kuchen von einem Teller.
Aber kann so ein Insel-Bisschen tatsächlich Paradies sein? Ein wenig Strand, ein paar Kokospalmen, ein unbeflecktes Meer? Nicht was da ist, macht das Paradies zum Paradies, sondern was nicht da ist. Folglich ist es wohl auch die Vertreibung, durch die das Paradies erst wird. Kaum öffnen wir den Mund, ist es da und weg zugleich. Unsere Sprache bringt es hervor und lässt uns zugleich aus ihm verschwinden.
First Publication: 22-1-2012
Modifications: 22-6-2013