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Tokio, Hotel «Villa Fontaine»

Szene 8

Ob es einem Fisch je gelingen würde, zu zwitschern?

Als Maille am Vorabend im Hotel ein Bad genommen hatte, waren seine Gedanken unter Wasser ausnahmsweise nicht an einen anderen Ort gewandert, sondern in eine andere Geschichte. Während er den Atem anhielt, sah er sich auf der Flucht vor schiesswütigen Polizisten über die Dächer eines japanischen Dorfes klettern. Er spürte, wie eine Kugel ein gutes Stück Haut und ein ganz kleines Bisschen Fleisch aus seiner Schulter riss. Und er genoss den Schmerz, das Brennen – umso mehr weil er wusste, dass er gleich durch ein Dach in ein Haus einbrechen würde, wo seine Köchin und Marie mit erregten Gesichtern und geöffnetem Verbandskasten auf ihn warteten. So wie es sein sollte.

Doch noch bevor er die Krankenstation erreichte, ging ihm die Luft aus und er schoss prustend aus den Wassertiefen in die Höhe. Sein Kopf war damit wieder in die triviale Realität seiner Mission zurückgekehrt – das merkte er schon daran, dass aus dem Hotelfernseher immer noch das gleiche Chanson plärrte. Seine Schulter allerdings brannte leicht unter dem Badeschaum – ganz als stecke sie noch in der echten Agenten-Geschichte fest. Die typische westliche Dichotomie von Körper und Kopf – als Wannendrama in Szene gesetzt.