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Las Vegas, «Caesars Palace»

Szene 18: Boulevard der Dämmerung

Wie sich Hektor Maille im Rahmen einer spontanen Aufregung nach dem grossen Segen aus Rom sehnte, der «Tripa a la Romana» – und für einen Moment lang nicht mehr wusste, wo er wirklich war.


Ein Tag im Leben von Odette Sissay

13.20: Port-Louis, Vieux Port, Aquarium

Sie hatten sich öfters schon im Aquarium getroffen – der Ort war wie ein Park, in dem es immerzu Nacht war, ein idealer Ort für Verliebte.

Wortlos trat Odette neben ihn vor den grossen Glastank, durch dessen blaues Leuchten die Quallen wie unendliche zarte Schirmchen glitten. Ihre Körper waren so durchsichtig, dass sie selbst fast nur aus Wasser zu bestehen schienen. Sie sahen aus wie Schleier, die nichts verbargen als sich selbst - und es wirkte wie ein Wunder, dass sie nicht andauernd gegeneinander prallten. Godet wusste nicht, ob er Odette küssen sollte oder nicht – und er widerstand dem Drang, nach ihrer Hand zu greifen. Vor allem weil er nicht wusste, was er dazu hätte sagen wollen. Worte wie: «Ich liebe dich doch – spürst du das denn nicht?», passten nicht zu ihrer Beziehung – dafür war Odette zu pragmatisch, und es hätte auch den Poeten im Präsidenten beleidigt. Stattdessen deutete er auf die Medusen und fragte: «Hast du schon einmal welche gegessen?» Odette nickte stumm.
«Wie kommst du auf die Idee, es sei mir nicht ernst?», fragte Godet nun und klopfte in seiner Aufregung heftig gegen die Glasscheibe, was die Medusen allerdings völlig unberührt liess.