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Gwangju, Daein, Jungangno-Street

Szene 9

Am nächsten Morgen setzte Maille seine Kimchi-Recherchen auf einem kleinen Quartiermarkt fort. Er fand ein Geschäft, das frischen Kohl verkaufte und liess sich von den Verkäuferinnen mit Händen und Füssen erklären, wie daraus das koreanische Nationalgericht entsteht.

Wenn sich Diskussionen über Beruf und soziales Umfeld nicht vermeiden liessen, dann stellte sich Maille in fremden Ländern meist als kulinarischer Inspektor vor, «geschieden» ohne Kinder – leider. Der zweite Teil entsprach der Wahrheit, auch das «leider» – denn offenbar war das für Maille genau die passende Art der Nachkommenschaft, «leider keine» Kinder zu haben. Und der erste Teil der Darstellung stimmte wenigstens ein wenig mit Mailles altem Traum überein, als Küchenspion durch die Welt zu reisen - denn das war vielleicht nicht weniger gefährlich, doch ganz bestimmt aufregender.

Als Geheimagent tat man pausenlos Dinge aus Motiven heraus, die man kaum jemandem erklären konnte – wenn man sie denn überhaupt selbst begriff, was auch nicht immer der Fall war. Es war manchmal als werfe man einfach nur Laub in die Luft. Ausserdem musste man andauernd warten – auf Informationen oder auf Mittelsmänner, die fast immer schlecht gelaunt waren und noch übler rochen, nach billigem, ungenügend abgespültem Duschemittel im schlimmsten Fall.