D | E  

Gwangju, Downtown

Szene 5

Nach dem Essen, das wie so oft in asiatischen Restaurants, viel zu schnell vorüber gegangen war, schlenderte Maille durch Downtown Gwangju: Schuhgeschäfte und Fastfood-Lokale, Telefon-Anbieter, Schminkbuden, Fruchtgummi-Bazare und Capuccino-Treffs, dröhnende Rhythmen und der Geruch von in Fett gebackenem Teig – wie überall auf der Welt. Junge Familien, Girls mit nackten, schrecklich weissen Beinen und schüchterne Boys, die gierig Zigaretten in ihre dünnen Körper hinein saugten – als wollten sich damit den Weg ins wirkliche Leben pflastern. Dazwischen ein paar Alte mit luftgetrockneten Gesichtern, Bauern offenbar, die Äpfel, gekochte Maiskolben und kandiert aussehende Kraken verkauften oder Kartonschachteln auf rostige Handwagen schichteten.

Touristen gab es hier keine. Maille spürte die Blicke, die ihn bei jedem seiner Schritte begleiteten. Es waren weder feindselige noch gefährliche Blicke, eher solche, bei denen man sich schnell einmal wie ein Riesenohrenwiesel in einem Zoo fühlen konnte – von Gottes grosser Willkür zu einem seltsamen Wesen gemacht. Da gab es die Kinder, die ihn anstarrten als sei er eben aus dem Fernseher gefallen – und Girls, die ihren verführerischen Augenaufschlag an dem Fremden ausprobierten, kichernd hernach, glücklich über den kleinen Triumph eines empfangenen Blicks. Nur die Alten sahen durch ihn hindurch – vielleicht wegen ihrer konfuzianischer Zurückhaltung oder weil sie annahmen, dass er sich aus kandierter Krake nicht viel machte.