D | E  

Gwangju, Hotel «Ramada»

Szene 7

War es nicht seltsam, ausgerechnet in Korea nach Lösungen für eine Krise zu suchen, die Santa Lemusa betraf – eine kleine Insel auf der anderen Seite der Weltpflaume. Diese Stadt mit ihren blinkenden Reklametafeln und ihren leuchtenden Sprachzeichen hatte so gar nichts gemein mit seiner Heimat, wo es nachts so dunkel wurde, dass die Milchstrasse wie ein elektrisierter Pinselstrich am Himmel alles überstrahlte.

Was nur konnte seiner Insel drohen? Was hatte Hing mitsamt dem Professor in seine Hände gebracht, das eine Gefahr für ein ganzes Land darstellen konnte? Irgendein Virus vielleicht? Pocken? Typhus? Eine teuflische Giftwaffe? Wohl kaum: Der Professor war Physiker und erforschte, wie man die verheerenden Folgen von Wirbelstürmen reduziert – dabei konnten ja wohl kaum biologische Kampfstoffe entstehen. Oder doch? Von den Chinesen hörte man ja, dass sie das Wetter über Peking manchmal mit Hilfe chemischer Stoffe zu beeinflussen versuchten – erzwungener Sonnenschein für nationale Feiertage, im Falle einer Panne auch mal Schnee im Sommer.

Wahrscheinlich hatte Hing etwas in seine Macht gebracht, das entweder völlige Trockenheit oder – in einer tropischen Klimazone wahrscheinlicher – übermässige Niederschläge provozieren konnte. Vielleicht war er in der Lage, Santa Lemusa in einer Flut aus Regengüssen absaufen lassen. Möglicherweise stand auch das Siegel Salomons als ein Symbol für diese Macht. Doch das waren Spekulationen: Maille hoffte, dass ihm Tatjana würde weiterhelfen können.