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Busan, Beomeosa (Tempel des Nirwana-Fisches)*

Szene 1

Was ein Geheimagent tut, ist im Grunde oft sinnlos. Er fliegt um die halbe Welt, geht den magersten Hinweisen nach, trifft sich mit Informanten – doch wie oft führt die Spur ins Nichts, entpuppt sich der Gewährsmann als ein Wichtigtuer, endet die grosse Suche in einer kleinlichen Sorge um exotische Krankheitserreger, die man beim Trinken aus einem Klosterbrunnen in den Tempel seines Körpers eingelassen haben könnte.

Für echte Touristen gibt es Reisehandbücher, in denen minutiös beschrieben ist, was sie erleben müssen, damit sie ihren Aufenthalt in diesem oder jenem Land als erfolgreich ansehen können: Besteigung des Eiffelturms, Kauf eines Teppichs hinter der Blauen Moschee, Strudel im «Griensteidl», Kamelritt durch Palmyra, Peking-Ente bei «Quanjude» – und zum Abschluss Stammestänze auf der Bühne des «Sheraton» (mit grossem Penis-Kreisen).

Wie Touristen sind auch Geheimagenten im Grunde Sinnsucher – mit dem Unterschied, dass sie wesentlich öfter in ziellose Daseinsformen abgleiten. Dann kreisen sie um ihren eigenen Körper, beunruhigt von jedem Kratzer auf der Oberfläche, wie Spionagesatelliten über der eigenen Befindlichkeit.

* beom (범;梵) = nirvana; eo (어;魚) = fish; sa(사;寺) = temple