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Port-Louis, Quai des Voiliers

Szene 10

Auf der Treppe spielte Maille einen kurzen Moment lang mit dem Gedanken, in den Park hinaus zu gehen. Zu gerne hätte er gewusst, ob das Wasser, das von Marie tropfte, tatsächlich nach Bockshornklee roch.

Als er auf die Strasse hinaus trat, hatte der Regen bereits aufgehört und schon brachen sich die ersten Sonnenstrahlen in den kleinen Wasserlachen, die den Teerbelag wie die Haut eines feuchten Reptils schimmern und funkeln liessen.

Eine seltsame Geschichte, dachte Maille, während er sein Fahrrad durch die Rue de Budapest in Richtung Hafen schob. Woran nur hatte dieser ominöse Professor mit dem russisch klingenden Namen geforscht? Was für eine Bedrohung stellte die Situation für Santa Lemusa dar? Ging es darum, eine echte Gefahr abzuwenden? Oder nur darum, jemandem peinliche Geständnisse zu ersparen? Mercier, der grosse Ironiker und sonst stets Herr der Lage, hatte ungewöhnlich angespannt gewirkt. All dies wegen einem entführten Wissenschafter und einem Computerprogramm? Verschiedenes wollte da nicht richtig passen. So wenig wie die seltsamen Algen, die Maille seit einigen Tagen im Hafen der Hauptstadt beobachtete – eine Vegetation, wie er sie zuvor auf Santa Lemusa noch nie gesehen hatte. War das eine Folge der Wasserverschmutzung – oder hatte es mit Veränderungen des Klimas zu tun?