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Port-Louis, Hauptquartier des Geheimdienstes

Szene 8

Mercier drückte erneut auf die Fernbedienung. Die verschleckte Ratte verschwand und ein Mann erschien, er sass gefesselt auf einem Stuhl in irgendeinem Keller, ein Stück Klebeband vor dem Mund – das musste Koslow sein, auch wenn er dem Burschen auf dem Bild nur bedingt ähnlich sah.

«Zusammen mit dem Video haben wir einen Brief mit den Forderungen erhalten – beides ging direkt an uns. Hing weiss also ganz genau, dass wir in einem solchen Fall eingeschaltet werden. Hing weiss das – und auch Koslow weiss es.»
«Koslow? Wie meinen Sie das?»
«Nun – wir sind uns nicht ganz sicher, ob der Professor nicht irgendwie an der Sache beteiligt ist. Natürlich gehen wir nach wie vor davon aus, dass er von Hing gegen seinen Willen entführt worden ist – aber wir können andere Möglichkeiten nicht völlig ausschliessen. Weder in seinem Haus noch im Labor haben wir irgendwelche Spuren gefunden, die darauf hingedeutet hätten, dass sich da jemand gewehrt hat oder dass eingebrochen wurde – ausserdem war der Computer im Labor passwortgeschützt. Wir haben auch keinen Beweis, dass die Forderungen wirklich von Hing stammen. Muss ich weitersprechen…»
«Aber warum sollte Koslow so etwa inszenieren?»
«Es gab in der letzten Jahren Unstimmigkeiten zwischen ihm und, sagen wir mal: seinen Auftraggebern. Natürlich ging es dabei um Geld für die Forschungen der ORM – um Budgets, die nicht bewilligt wurden. Das hat uns auf die Idee gebracht, dass sich der Professor vielleicht hat entführen lassen, um mehr Geld für seine Forschung zu bekommen.»«Wer sind denn diese Auftrageber?»
«Das darf ich ihnen im Moment nicht sagen. Aber es sind höchste Stellen involviert.»
«Gut – ich weiss also nichts und erfahre auch nichts. Aber ich soll den Professor finden – richtig?»
«Gewissermassen.»
«Und wo soll ich beginnen?»
«Nun, der Professor hat kürzlich von offizieller Seite eine schöne Uhr geschenkt bekommen, in der wir zuvor einen kleinen Sender eingebaut hatten. Der Sender hat eine Reichweite von nur etwa 150 Kilometer. Aber wir hatten Glück: Einer unserer Agenten hat das Signal orten können.»
«Lassen sie mich raten: Der Professor wird im Keller seines eigenen Hauses festgehalten.»
«Nein. Das Signal kam aus Dakar.»
«Dakar? Dakar in Afrika?»
«Die Hauptstadt des Senegal, um genau zu sein. Sie fliegen in zwei Tagen.»