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Port-Louis, Hauptquartier des Geheimdienstes

Szene 4

«Maxi-M ist ziemlich sauer», warnte Marie und wies auf die gepolsterte Tür, die zum Raum des Leiters der «Abteilung» führte, wie der lemusische Geheimdienst von seinen Mitarbeitern genannt wurde: «Wenn er dich sucht, dann erwartet er wohl eine etwas schnellere Reaktion – und nicht erst einen Rückruf am nächsten Morgen. Aber die Dame war es doch sicher wert – oder nicht?» Maille wollte sich erklären, ein für alle mal – doch da knackte es in der Gegensprechanlage.

Maxi-M war der Spitzname ihres Chefs, der eigentlich Maximilien Mercier hiess. «Wozu, Monsieur Maille, stellen wir Ihnen wohl ein sündhaft teures Mobiltelefon zur Verfügung? Damit Sie auch unterwegs Ihren Harem pflegen können?» Ganz offensichtlich hatte Maxi mit Marie gesprochen. Maille murmelte etwas von einem leeren Akku – und kam sich dabei ziemlich albern vor. Gewöhnlich war Mercier weniger grimmig direkt. Er leitete die «Abteilung» mit feinem Gespür für die Schwächen seines jeweiligen Gegenübers – und verstand Auseinandersetzungen so recht geschickt aus dem Weg zu gehen. Er war ein Autokrat, der seinen Führungsstil mit Ironie verschleierte, ein egomanisches Alphatierchen, dass sich jedoch – mit Humor gewürzt – in der Öffentlichkeit recht bekömmlich zu servieren verstand.

Maille hasste alles an ihm: seine zu dunkel gefärbten Haare, eine Referenz an die Beatles, seine kleine Brille, mit der er aussehen wollte wie Schubert beim Komponieren des Forellenquintetts, seine Witze, sein Räuspern, seinen Mundspray, mit dem er sich Pfefferminz in die Kopfhöhlen jagte, die Falten auf seiner Stirn, seine Taktiken und die Art, wie er sich an den Hals fasste. Ja Maille hasste auch dieses Büro mit den militärisch genau ausgerichteten Nippes. Und in Gedanken spuckte er auf die dunklen Teppichen an der Wand – Souvenirs aus der Zeit, die Mercier als Agent im Vordern Orient verbracht hatte.