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Antarktis

Szene 5

Eine fürchterliche Stille herrschte in dieser weissen Zelle. Eine Stille, in der das Rauschen, Sausen und Klingeln in seinen Ohren mehr und mehr an Bedeutung gewann – gewissermassen die Betriebsgeräusche, der Verkehrslärm in seinem Kopf. Und auch die schwarzen Fäden, der Augenarzt hatte ihnen den schönen Namen «Mouches volantes» gegeben, schwammen hier durchs Eis wie primitive Würmer durch eine feuchte Petrischale.

Maille war nicht geschaffen für so viel Reinheit. Er mochte es nicht, auf sich selbst, sein eigenes Funktionieren mit all den kleinen Störungen zurückgeworfen zu werden. Aus demselben Grund vermied er abstrakte Kunst. Denn wo sie nicht reine Dekoration war, zielte sie doch genau darauf ab, den Menschen auf sich selbst zurück zu stossen, ihm kein Gegenüber zu sein, ihm die Unterhaltung zu verweigern, eine Geschichte, eine Ablenkung. Was für ein Anspruch. Und wenn dann da einer stand, einer wie Maille, der manchmal in seinen Ohren nur Störgeräusche, in seinem Blick nur die optischen Fehler fand?

Die Antarktis war ein gigantisches Monochrom, ein ganzer Kontinent wie eine Malerei von Robert Ryman. Wie gerne wäre er jetzt in einer Stadt gewesen, wo es auf Schritt und Tritt Ablenkung gab, wo man Zeitung lesen, Spazieren, Flirten und tausend andere Dinge gleichzeitig tun konnte – in Buenos Aires zum Beispiel.

«Floaters» Vanillecreme

Menu Maille

Im weissen Raum der Antarktis liess sich Hektor Maille mehr als gewöhnlich von den schwarzen, durch seinen Blick huschenden Fäden irritieren, die dem Sehen die Selbstverständlichkeit nehmen und es so ständig als einen Akt des Bewusstseins in Erinnerung rufen. Das Menu ist eine Hommage an diese «Mouches volantes»: