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Gwangju, Jungangno-Street

Szene 3

Füsse? Was Maille nach seiner Ankunft in Ankunft in Gwangju vor allem zu sehen bekam, waren Fische. Obwohl die Stadt sicher 60 km von der Küste entfernt lag, gab es hier kaum ein Lebensmittelgeschäft, vor dem nicht Gelbfische zum Trocknen ausgehängt waren. Mit golden leuchtenden Stoffbändern in Reih und Glied gebunden, schwebten diese Gulbi als unheimliche Schwärme durch die Luft – ebenso schön wie tot.

«Kohl», hatte Marie gesagt und damit wieder einmal deutlich gemacht, wie wenig sie sich für Gaumenbelange interessierte. In Korea, und insbesondere in der Gegend von Gwangju, wo Tatjanas Tiger seine Fabrik besass, konnte dies wohl nur eines bedeuten: Kimchi, das Nationalgemüse der Koreaner – ein je nach Rezept über Stunden, Tage, Monate oder Jahre fermentierter Kohl. Maille hatte auch selbst schon versucht, Kimchi herzustellen, in einem grossen Tontopf. Dabei entstanden allerdings derart heftige Gase, dass ein Bekannter seiner Köchin eines Abends im Halbdunkeln mit der Schrotflinte auf den Kimchipott schoss. Offenbar hatte er den Topf für ein stinkendes wildes Tier gehalten, noch offensichtlicher zuvor auch Odettes kühlen Kokosnusscocktail gekostet. Das erschossene Kimchi wollte Maille nicht recht schmecken – er war da wohl ein wenig konservativ.