Szene 17

Wie immer, wenn Hektor Maille nicht mehr weiter wusste, verspürte er das dringende Bedürfnis zu kochen. Wie viel Klarheit bringt es doch in verwirrte Gedanken, wenn man eine Zwiebel schält – besser noch zwei oder drei, bis man vor lauter Tränen das Messer nicht mehr sieht. Und welche Beruhigung bedeutet es, seine Hand auf eine Lammkeule zu legen, die kühle Feuchtigkeit zu spüren, die kraftvolle Entspanntheit des ermordeten Tiers. Als die Zeit des Abendmahls nahte, kehrte Maille deshalb zielstrebig ins «Keur Souadou» zurück, wo er gestern auf Roff gewartet hatte. Es waren kaum Gäste da – und also gelang es ihm leicht, die Wirtin zu überreden, ihn für ein kleines Entgelt an den Herd zu lassen. Sie hiess Souadou und hatte Augen wie Tamarindenkerne – dunkel, mit leicht fasrig wirkenden Umrissen. Ihre Küche war sauber – viel Rohmaterial aber war nicht da. Maille fand ein wenig Rindfleisch, das ziemlich zäh und sehnig aussah, haufenweise Zwiebeln, Zitronen und Chilis.

Zu den berühmtesten Rezepten des Senegals gehört das so genannte «Poulet Yassa», das ursprünglich aus der tropischen Casamance im Süden des Landes stammen soll – ein in Zitronensaft mariniertes Schmorhühnchen mit Zwiebeln. Maille beschloss, eine bovine Variante dieses Klassikers herzustellen (Rezept): Er zerteilte das Fleisch in grobe Stücke, zerlegte die Zwiebel in Schnitze und vermengte beides mit dem Saft einiger Zitronen. Während er Knoblauch hackte, trat Souadou neben ihn und schob ihm ein Glas mit französischem Senf hin – eines jener Lächeln auf den Lippen, von denen man nicht wissen konnte, ob es nur amüsiert oder nicht vielleicht doch auch ein wenig spöttisch war. Der Senf war von «Maille». Das allerdings war nicht der Grund für ihr Lächeln. Nein, Souadou amüsierte sich mehr und mehr darüber, dass da ein Toubab an ihrem Herd für ihre Gäste kochte – so etwas hatte sie noch nicht erlebt. Und vielleicht war ihr der Mann sogar sympathisch, auch wenn er viel zu ernst war und etwas zu nervös für das Klima von Dakar.

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