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Eine Halbierung der Rum-Ration führte oft fast zur Meuterei.

Rum und Seefahrt

Die Geschichte des Rums ist von Beginn an eng mit der Geschichte der Seefahrt verbunden. Schon die Flibustiers, die Freibeuter und Seeräuber, die im 17. und 18. Jahrhundert die Karibik unsicher machten, soffen mit Leidenschaft - auch Schmuggler und Sklavenhändler waren bekannt für ihren Hang zu Flasche. Ein besonders inniges Verhältnis zum Rum aber hatte Britanniens Royal Navy. Begonnen hat das mit dem englischen Staatsmann und Lord Protector Oliver Cromwell (1599–1658): Im Kampf um die Vorherrschaft auf den Meeren, erteilte er der englischen Flotte den Befehl, das spanische Imperium in Westindien anzugreifen. So kamen die Seeleute seiner Majestät anlässlich der Eroberung von Jamaika im Jahre 1655 zum ersten Mal mit jenem hochprozentigen Getränk in Berührung, welches damals noch keinen einheitlichen Namen hatte. Die ersten einschlägigen Erfahrungen mit dem späteren «Seelen tröster» aller Seemänner machte Admiral Pen, als er Jamaika für die Krone Englands in Besitz nahm: Seine Matrosen sprachen dem frisch gebrannten Schnaps aus Zuckerrohr so reichlich zu, dass man sie fortan die «Kill devils» nannte - in ihrem Suff waren sie nämlich bereit, es selbst mit dem Teufel aufzunehmen.

Rum für die ganze Flotte

Ihnen dürfte vielleicht auch der Name Rum für diese Spirituose zu verdanken sein, in Abwandlung von Rumbuilllon einer kreolischen Verballhornung für Rebellion (zur Etymologie siehe auch die Geschichte des Rums). Admiral Pen ersetzte darauf für seine Flotte die damals übliche Ration von einer Gallone Bier (4.5 Liter) durch einen Pint Rum (0.568 Liter). Wie weise diese Entscheidung war zeigte sich bald, denn nur kurze Zeit später bestand die neue ‹Tagesration› eine besondere Bewährungsprobe: Wegen dem Klima und einer anhaltenden Flaute verfaulte das Wasser in den Fässer - dennoch blieb die erwartete Seuche aus, die Männer hatten sich mit Rum sozusagen immunisiert. Daraufhin beeilte sich die Admiralität, den Rumausschank im Jahre 1731 für die gesamte britische Marine einzuführen. Dass Rum zur damaligen Zeit auch als Desinfektionsmittel der besonderen Art gebraucht wurde, zeigt das Beispiel von Admiral Nelson: Rumliebhaber zu Lebzeiten soll er nach seinem Heldentod in der siegreichen Schlacht bei Trafalgar (1805) in einem mit Rum gefüllten Sarg in seinen Heimathafen zurückgebracht worden sein.

Die Erfindung des Grog

Die britische Verordnung über den einheitlichen Rumausschank auf den Schiffen seiner Majestät hielt nicht lange an: Wegen der im 18. Jahrhundert oft sehr langen Kriegsfahrten wurde der Rum häufig zu knapp, um noch pur in der vorgegebenen Menge ausgeschenkt werden zu können. Deshalb erliess Admiral Edward Vernon 1740 in seiner berühmten «Order to Captains No 329» den Befehl, dass die Rum-Ration halbiert und dafür mit einem Quart Wasser gemischt werden müsse – eine Order, die bald für die ganze Royal Navy galt. Diese Neuerung brachte vor allem die Westindienflotte an den Rand der Meuterei, denn die Kehlen dieser Seeleute waren das Hochprozentige der Inseln gewohnt – und was ihnen die Admiralität da vorsetzen wollte, das war für sie bloss «Wasser mit Rumgeschmack». Vernons Verordnung aber verdanken wir heute eine der bekanntesten Mischungen mit Rum, den Grog: Der legendäre Admiral gab nämlich wegen der Unzufriedenheit der Matrosen den Zusatzbefehl, den Rum mit heissem Wasser und Zucker zu mischen – das schmecke gut, er habe es selbst probiert. Da Admiral Vernon ob seines Bootsmantels aus grobem Kamelhaarstoff gerne «Old Grogram» genannt wurde, bürgerte sich für diese neu verordnete Mischung das Wort Grog ein – und so wurde er zum Namensgeber des wohl bekanntesten Seemannstrunks.

First Publication: 1-2007

Modifications: 11-2-2009, 12-10-2011