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Über portugiesische und spanische Handelsstützpunkte gelangt der Chili von Südameriak aus nach Afrika, Indien und Südostasien – auch nach Goa, wo die scharfen «Piripiri»-Schötchen in jedem Gewürzgarten als «Erbe der Portugiesen» beschrieben werden.

Kurze Geschichte

Die Heimat von Capsicum liegt vermutlich irgendwo im nördlichen Teil Südamerikas – im Amazonasgebiet, in Kolumbien, Peru und Bolivien kommen auch heute noch die meisten Wildformen vor. Gelegentlich wird auch Mexiko als Ursprungsland vermutet. Schon vor 7000 Jahren sollen Andenbewohner Chilis angebaut und durch Züchtung ihren Wünschen angepasst haben. Die drei wichtigsten Chili-Arten (Capsicum annuum, Capsicum frutescens und Capsicum chinense) gehörten ursprünglich vielleicht derselben Spezies an und sind sich auf jeden Fall sehr ähnlich. Capsicum chinense tritt zuerst in den Anden in Erscheinung, Capsicum frutescensin Panama. Und Capsicum annuum taucht zuerst im südlichen Mexiko auf – die Art ist in Südamerika nicht bekannt. Lange vor Columbus breitete sich der Chili sicher bis in die Karibik (Capsicum chinense) und bis zur heutigen US-Südgrenze (Capsicum annuum) aus.

Columbus und das Aji

Der weltweite Siegeszug des Chilis aber beginnt mit den Europäern. Auf der karibischen Insel Hispaniola beschreibt Columbus ein Gewürz namens Aji (Axi), das stärker sei als Pfeffer und auf das die Indianer bei keinem Essen verzichten wollen (mit Aji bezeichnen die Indianer ganz offenbar eine Capsicum-Art). Auf der zweiten Reise, die Columbus in die Neue Welt unternimmt, gibt auch de Cueno (1495) seinem Staunen über die Essgewohnheiten der Einheimischen Ausdruck: «Auf diesen Inseln gibt es auch Büsche wie Rosensträucher, die Früchte tragen, welche so lange wie Zimt und voll kleiner, pfefferscharfer Körner sind. Die Kariben und Indianer essen sie wie wir Äpfel.»

Weltweite Verbreitung

Über europäische, vor allem natürlich zunächst portugiesische und spanische Handelsstützpunkte gelangt der Chili zunächst wohl nach Afrika, Indien und Südostasien – von wo aus er innert weniger Jahre auch nicht kolonialisierte Gebiete erreicht. Die rasante Verbreitung verdankt sich dem Umstand, dass sich die Chili-Pflanze leicht vermehren und unter unterschiedlichen, klimatischen Bedingungen anbauen lässt – vor allem Capsicum annuum. (Die starke Verbreitung vonCapisicum chinense in Westafrika soll auf freigelassene Sklaven zurückzuführen sein, die im 19. Jahrhundert mit Pflanzen aus der Karibik in ihre Heimat zurückkehrten.)

Langsamer Weg nach Europa

Nur in Europa begegnet man der Chili-Pflanze zunächst skeptisch, hält weiter am teuren Pfeffer aus Indien fest. Erst im 17. Jahrhundert gelangt der Chili über Ungarn und den Balkan nach Europa – eingeführt durch die Türken, die ihren Paprika wohl aus Indien oder via Persien bekommen haben. Fast alle eingeführten Pflanzen gehören, wie Herbarien aus der Zeit illustrieren, zur Art Capsicum annuum. Lange Zeit wird Chili in Europa nur als Zierpflanze gezogen, erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts taucht Capsicum vereinzelt in Rezepten auf – stets mit Hinweisen auf seine Schärfe. Gleichzeitig werden aber auch mehr und mehr milde Sorten gezüchtet. Die Zucht der schärfefreien Gemüsepaprika allerdings gelingt wohl erst im späteren 19. Jahrhundert – und grössere Verbreitung findet das Gemüse sogar erst ab den 1950er Jahren.

First Publication: 8-3-2009

Modifications: 5-10-2011